Ärzte ohne Grenzen: Neuer Sitz in Genf ab 2022

Aktuell sind die Teams von Ärzte ohne Grenzen (MSF) in der Rue de Lausanne 78 und 80 untergebracht. Bald soll sich das ändern: Der Bau eines neuen Gebäudes im «Quartier des Nations» ist seit März 2020 in vollem Gange. Die Vorbereitungen für das Projekt, das vom deutschen Architekturbüro Sauerbruch Hutton realisiert wird, laufen seit mehreren Jahren. Der Bau entspricht der langfristigen Planung der stetig wachsenden Organisation, sich im Kanton und der Stadt Genf stärker und nachhaltiger zu etablieren.

Drei Einheiten von Ärzte ohne Grenzen sind derzeit am gleichen Ort ansässig. Nebst Ärzte ohne Grenzen Schweiz werden auch die Mitarbeitenden der internationalen Koordinationsstelle von Ärzte ohne Grenzen (MSF International) sowie der Medikamentenkampagne (CAME) in die neuen Räumlichkeiten in den «Jardins des Nations» einziehen, die 2022 fertiggestellt werden sollen.

Neuer Sitz verbessert humanitäre Arbeit vor Ort

Hauptziel der Baumassnahme ist es, die operative Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Einheiten am Hauptsitz langfristig zu optimieren. Vor allem aber sollen Einsatzkräfte vor Ort, die besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen weltweit helfen, durch die Restrukturierung in Zukunft noch bessere Unterstützung erfahren.

Die Arbeitsräume im neuen Gebäude wurden so gestaltet, dass sie den aktuellen Bedürfnissen der Organisation entsprechen. Es werden verschiedene Gemeinschaftsräume, zahlreiche miteinander verbundene Besprechungszimmer sowie Videokonferenzkabinen und ein Auditorium zur Verfügung stehen. Darüber hinaus wird es einen Bereich für Mitarbeitende von Ärzte ohne Grenzen geben, die sich auf einen Einsatz vorbereiten oder davon zurückkehren. Weitere Räume sind für Schulungen und Workshops gedacht.

Als internationale humanitäre Organisation, die in mehr als 75 Ländern arbeitet, ist Ärzte ohne Grenzen zudem bestrebt, ihre Teams so nah wie möglich am Einsatzort zu unterstützen. Die Regionalbüros, etwa in Dakar oder Mexiko, sind mittlerweile vollständig in den operativen Support eingebunden.

Eine effiziente, flexible Baulösung

Die geschätzten Kosten für das Bauprojekt belaufen sich auf CHF 56 Millionen. 70 Prozent davon werden mit externen Fonds gedeckt; CHF 25 Millionen stammen aus dem Verkauf des Gebäudes an der Rue de Lausanne 78, deren Eigentümerin Ärzte ohne Grenzen ist. Dazu kommen CHF 15 Millionen Spenden, die für den Bau zur Verfügung stehen. Der Restbetrag von ca. CHF 16 Millionen stammt aus den liquiden Mitteln von Ärzte ohne Grenzen. Das Grundstück, auf dem das Gebäude entsteht, wird vom Kanton Genf erbbaurechtlich zur Verfügung gestellt. Es geht dabei um mehrere Millionen Franken, die Ärzte ohne Grenzen selbst nicht hätte aufbringen können. Nach Amortisierung der Kosten dürften das zur Verfügung gestellte Grundstück sowie der Bau des Gebäudes zu erheblichen Einsparungen führen, während die aktuelle Jahresmiete von CHF 1,3 Millionen entfällt. Die eingesparten Mittel kommen direkt den Hilfsmassnahmen von Ärzte ohne Grenzen zugute.

Im neuen Gebäude können bis zu 540 Arbeitsplätze für Ärzte ohne Grenzen Schweiz und die internationale Koordination eingerichtet werden. Zurzeit ist der Bedarf von Ärzte ohne Grenzen jedoch niedriger. Deshalb wird eine Fläche von etwa 1000 Quadratmeter vermietet. Das entspricht rund 120 Arbeitsplätzen. Diese Vorgehensweise generiert Einnahmen von bis zu 360 000 CHF pro Jahr und bietet gleichzeitig eine gewisse Flexibilität angesichts der sich kurz-, mittel- oder langfristig wandelnden Bedürfnisse von Ärzte ohne Grenzen.