Verheerender Choleraausbruch nur Spitze der humanitären Krise in Simbabwe

Au-delà du choléra, aggravation de la crise au Zimbabwe.

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Harare/Johannesburg/Zürich, 17. Februar 2009 – Die humanitäre Krise in Simbabwe verschlimmert sich weiterhin rasch und verursacht entsetzliches Leiden, warnt MSF. Die medizinischen Teams der Organisation behandelten bis heute fast 45’000 Menschen, das sind ungefähr 75% der Gesamtzahl an Patienten des laufenden Choleraausbruchs – und die Krise ist noch lange nicht vorbei.

Die Schwere des aktuellen Choleraausbruchs ist nur eine Erscheinungsform des katastrophalen Zustands des Gesundheitssystems Simbabwes und der kollabierenden Infrastruktur des Landes, wie die MSF in dem heute (17. Februar 2009) veröffentlichten Bericht “Jenseits der Cholera: Simbabwes Krise verschlimmert sich” beschreibt. Viele Gesundheits-einrichtungen sind geschlossen oder funktionieren nicht, andere verlangen exorbitante Preise in Fremdwährungen. Diese Umstände verhindern für die meisten Simbabwer den Zugang zu medizinischer Versorgung.

MSF appelliert an die Regierung Simbabwes, vorhandene Barrieren sofort zu beseitigen und eine unabhängige Einschätzung der Bedürfnisse zu erleichtern, um die notwendige humanitäre und medizinische Hilfe zeitgerecht zu ermöglichen. Die Organisation fordert auch die internationale Gemeinschaft dazu auf, den Unterschied zwischen politischen Zielen und der dringenden humanitären Notwendigkeit zu respektieren, die benötigte Unterstützung für die Bevölkerung Simbabwes zu sichern.

MSF musste nur deshalb in so grossem Ausmass auf den aktuellen Choleraausbruch reagieren, weil die lokalen Gesundheitseinrichtungen der Epidemie einfach nicht gewachsen waren. „Es gab eine verheerende Implosion des früher viel gepriesenen simbabwischen Gesundheitssystems, die nicht nur die Cholerapatienten betrifft“, sagt Manuel Lopez, Einsatzleiter von MSF in Simbabwe. „Wir wissen, dass die öffentlichen Krankenhäuser Menschen abweisen und Gesundheitszentren keine Materialien und Geräte mehr haben, es gibt einen akuten Mangel an medizinischem Personal, Patienten können sich die Fahrt-kosten nicht leisten, um ihre HIV Medikamente abzuholen oder behandelt zu werden, und viele unserer Kliniken sind überfüllt. Nachdem, was wir jeden Tag sehen, könnte es nicht deutlicher sein: Es handelt sich um eine massive, ausser Kontrolle geratende medizinische Notsituation.

Die politische Krise Simbabwes und der daraus resultierende wirtschaftliche Zusammen-bruch führten zu einem katastrophalen Zugang zu öffentlicher Gesundheitsversorgung, einem Kollaps der Infrastruktur, einer dramatischen HIV-Epidemie, politischer Gewalt, Lebensmittelengpässen und Unterernährung, sowie Vertreibungen innerhalb des Landes sowie in Nachbarstaaten. Geschätzte drei Millionen Simbabwer suchen im benachbarten Südafrika Zuflucht – das ist der bedeutendste Exodus aus einem Land, in dem kein Krieg herrscht.

Trotz der enormen humanitären Krise ist MSF bei der Arbeit in Simbabwe häufig mit Restriktionen und Verzögerungen konfrontiert. Verschlimmert wird die Situation durch das Fehlen einer starken, koordinierten internationalen Antwort auf die humanitäre Notsituation in Simbabwe.

„Die Situation in Simbabwe führt zu unverzeihlichem Leid. Sofortige Massnahmen müssen gesetzt werden, um den ungehinderten Zugang der simbabwischen Bevölkerung zu der so dringend benötigten humanitären Hilfe zu gewährleisten. Die Regierung Simbabwes muss garantieren, dass Hilfsorganisationen ihre Arbeit durchführen können und muss bürokratische Restriktionen lockern, sodass Hilfsprojekte mit ausreichend Personal und Medikamenten ausgestattet werden können“, sagt Dr. Christophe Fournier, Internationaler Präsident von MSF.

„Regierungen und internationale Organisationen müssen die Schwere der Krise erkennen und sicherstellen, dass humanitäre Hilfe unabhängig von politischen Prozessen stattfinden kann. Ihre Massnahmen gegenüber Simbabwe dürfen nicht zu Lasten des humanitären Gebots ausfallen – der Sicherstellung, dass Kinder, Opfer von Gewalt und Menschen mit HIV/Aids oder anderen Krankheiten ungehinderten Zugang zu lebensnotwendiger Hilfe erhalten“, fügt Dr. Fournier hinzu.

Ärzte ohne Grenzen / Médecins Sans Frontières (MSF) arbeitet seit dem Jahr 2000 in Simbabwe und leistet zusätzlich seit 2007 medizinische Hilfe für Simbabwer, die nach Südafrika fliehen. Seit Beginn eines schweren Cholera-Ausbruchs im August 2008 hat MSF 45.000 Menschen gegen die Krankheit behandelt. Ausserdem versorgt MSF in Simbabwe 40.000 HIV/Aids-Patienten, davon 26.000 mit antiretroviraler Therapie (ART), und leistet Ernährungshilfe für schwer unterernährte Kinder. 

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