Tschad: Trotz Massenimpfung kein Rückgang der Masernfälle in N'Djamena

«Faute de réponse adéquate à l’épidémie, de très nombreux patients risquent de mourir d’une maladie parfaitement évitable»

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Um die Epidemie einzudämmen, müssen Impfung und Behandlung dringend verstärkt werden.

Die ergriffenen Massnahmen zur Eindämmung der anhaltenden Masernepidemie in Tschads Hauptstadt N'Djamena müssen umgehend verstärkt werden, so die internationale medizinisch-humanitäre Organisation Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF).
Trotz einer kürzlich von den lokalen Gesundheitsbehörden durchgeführten Impfkampagne strömen die Patienten weiterhin zahlreich in von MSF unterstützte Spitäler und Gesundheitszentren. 2'511 Krankheitsfälle wurden in der Hauptstadt seit Anfang Januar verzeichnet.
MSF fordert die tschadischen Gesundheitsbehörden auf, ihre Reaktion auf die Epidemie durch erneute Impfaktionen rasch zu verstärken sowie die Behandlung der Krankheit in den Spitälern zu verbessern. Es muss ausserdem sichergestellt werden, dass vorhandene Medikamente umgehend in die Gesundheitszentren gelangen.
„Ohne umfassendere Massnahmen werden viele weitere Menschen dieser vermeidbaren Krankheit zum Opfer fallen“, warnt Jerome Alin, Einsatzverantwortlicher von MSF in Tschad. „Nach einer Massenimpfung sollten die Masernfälle normalerweise zurückgehen. Obwohl die Kampagne vor vier Wochen zu Ende ging, haben wir es jedoch nach wie vor mit einer grossen Anzahl von Patienten zu tun.“
Die medizinischen Daten aus den Isolationsstationen der Spitäler zeigen, dass die Mehrheit der Patienten nicht geimpft war. Allein letzte Woche gaben achtzig Prozent der Patienten von MSF an, nicht geimpft worden zu sein.
MSF hat den Gesundheitsbehörden in N'Djamena in den Spitälern Liberty und Union sowie in sieben Gesundheitszentren kurzfristige Unterstützung zugesichert. Bis jetzt haben die Teams über 1'765 Masernpatienten behandelt. MSF hatte beabsichtigt, diese Hilfe bis zum Ende der ersten Aprilwoche zu leisten. Doch angesichts der Tatsache, dass weiterhin viele schwere Fälle ins Spital eingeliefert werden, setzt MSF die Arbeit im Spital Liberty bis Ende April fort.
Die Organisation ist zunehmend über die weitere Ausbreitung der Krankheit besorgt, da auch die Anzahl Patienten aus der Peripherie der Hauptstadt zunimmt. „Idealerweise sollte eine neue Impfkampagne gestartet werden, die genau die betroffenen Regionen ins Visier nimmt“, so Alin weiter.
Alarmierend ist ferner, dass die nötigen Medikamente nicht alle bei den Gesundheitszentren ankommen. Obwohl in N'Djamena wirksame Arzneimittel gegen Masern vorhanden sind, gelangen die Lieferungen nicht zu den betroffenen Menschen. So ist MSF gegenwärtig alleinige Anbieterin von Medikamenten.
„Dass Medikamente und medizinisches Material umgehend zu den Gesundheitszentren gelangen, hat allerhöchste Priorität“, erklärt Alin. „Wenn wir unsere Unterstützung der Zentren in einigen Tagen beenden, müssen die Gesundheitsbehörden ihre Kapazitäten ausbauen, um weiterhin diese dringend benötigte und kostenlose Behandlung anbieten zu können.“
MSF bekämpft die Masernepidemie auch im Nordosten von N'Djamena, in Hadjer Lamis, im Bezirk Massakory. Die Organisation führt während eines Monats eine Impfkampagne durch, von der 42'000 Kinder zwischen sechs und sechs Jahren profitieren. Zwischen Ende Januar und jetzt wurden 193 Fälle registriert, von denen MSF 112 im Spital von Massakory behandelt hat.

Informationen zu Masern

Die Masern sind eine hoch ansteckende Krankheit, die durch Husten, Niesen und Körperkontakt übertragen wird und tödlich verlaufen kann. Häufig treten Komplikationen im Zusammenhang mit den Augen, Dehydrierung, Proteinmangel und Atemwegsinfektionen auf. Durch ihr geschwächtes Immunsystem sind mangelernährte Kinder besonders gefährdet, sich mit der Krankheit anzustecken.
Während sich die meisten Masernpatienten innerhalb von zwei bis drei Wochen erholen, führt die Krankheit bei zwischen fünf und zwanzig Prozent der Betroffenen zum Tod. Üblicherweise sterben sie an Komplikationen wie Diarrhö, Dehydrierung, Encephalitis (Entzündung des Gehirns) oder schweren Atemwegsinfektionen.

MSF im Tschad

MSF ist seit über dreissig Jahren im Tschad tätig und betreibt zurzeit Projekte in Abéché, Am Timan, Massakory, Moissala und Tissi. Weiter hat MSF in Bitoye und Sido kürzlich zwei Notfallprojekte für Flüchtlinge aus der Zentralafrikanischen Republik eröffnet. Im Südosten des Landes, in der Region Am Timam, sind zudem mobile Teams unterwegs, die den Gesundheitszustand der tschadischen Rückkehrer aus der Zentralafrikanischen Republik beurteilen.

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