Syrien: MSF fordert Evakuierung von Verletzten aus Aleppo

Alep, avril 2013

2 Min.

Wegen der Kämpfe sind zehntausende Menschen von jeglicher Hilfe abgeschnitten.

Die internationale medizinische Hilfsorganisation Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) bittet die Konfliktparteien in Syrien dringend, die Evakuierung von Personen zu ermöglichen, die in den vergangenen Tagen bei den heftigen Kämpfen in Aleppo verletzt wurden. Die Bevölkerung der Stadt im Norden des Landes ist bereits seit Monaten aufgrund bewaffneter Auseinandersetzungen und Luftangriffe eingeschlossen. Die Kämpfe haben zu einer neuen Fluchtwelle zur türkischen Grenze geführt, wo geflohene Familien entweder bei Verwandten oder in Vertriebenenlagern Schutz suchen.
„Wir fordern alle Konfliktparteien auf, der Bevölkerung die Flucht in sichere Gebiete zu gestatten und humanitäre Hilfe zuzulassen“, betont Raquel Ayora, Einsatzleiterin von MSF. „Die humanitäre Situation ist bereits schlimm, sie wird sich aber noch weiter zuspitzen, wenn medizinische Teams keinen Zugang erhalten und es keine Möglichkeit gibt, Hilfsgüter in das betroffene Gebiet zu bringen. Wir sprechen hier von zehntausenden Menschen, die von jeglicher Hilfe abgeschnitten sind.“

Spitalpersonal musste evakuiert werden

Nach Kämpfen zwischen Regierungs- und Oppositionsgruppen am 16. Februar wurden 21 Verletzte in ein Spital von MSF nahe der türkischen Grenze gebracht. Elf weitere Verletzte wurden in eine andere Einrichtung der Organisation in einem Aussenbezirk Aleppos gebracht. Das medizinische Personal dieses Spitals musste jedoch aufgrund des Konflikts evakuiert werden. Vor der Evakuierung konnten sieben Patienten stabilisiert und in andere Gesundheitszentren gebracht werden.
„Unsere grösste Sorge ist, dass die Kämpfe die einzige Verbindungsstrasse zwischen Aleppo und der Grenze zur Türkei im Norden blockieren. Es ist fast unmöglich, Krankentransporte durchzuführen und den Menschen, die im Osten von Aleppo festsitzen, humanitäre Hilfe zu leisten“, so Raquel Ayora.

Grosses Engagement freiwilliger Helfer aus Syrien

Im Jahr 2014 haben die Teams von MSF, die nun evakuiert wurden, etwa 16‘000 Behandlungen durchgeführt – davon 6‘000 Notfälle – und 410 Patienten stationär aufgenommen. Nach der Evakuierung des Gesundheitspersonals sind freiwillige Ärzte und Pflegepersonal aus der Region eingesprungen, um medizinische Nothilfe für die Verletzten zu leisten. Das zeigt, wie gross das Engagement medizinischer Netzwerke in Syrien ist.
Bei den Kämpfen wurden Helikopter und Artillerie eingesetzt; sowohl Dörfer als auch die Front wurden beschossen. Es wurde berichtet, dass über Hayyan, in der Umgebung von Aleppo, zumindest eine Fassbombe abgeworfen wurde – eine Taktik, die im vergangenen Jahr oft von den syrischen Streitkräften eingesetzt wurde.
MSF betreibt weiterhin medizinische Einrichtungen in Syrien und unterstützt mehr als 120 Kliniken, Gesundheitszentren und Feldspitäler. Nahe der türkischen Grenze betreibt die Hilfsorganisation ein Krankenhaus, wo mehr als 15‘000 Vertriebene in einem Lager leben. Aufgrund der Sicherheitslage sind nur sehr wenige internationale Mitarbeiter von MSF in den Hilfsprogrammen in Syrien tätig. Alle Mitarbeiter, die aus Aleppo evakuiert wurden, sind Syrer. Die Organisation versorgt auch Patienten aus Syrien, die nach Jordanien, in den Libanon und in den Irak geflohen sind.

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