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Gaza: Ihre 30 000 Unterschriften auf dem Bundesplatz
Palästinensische Autonomiegebiete 2 Min.
Sehr geehrter Herr Bundesrat Ignazio Cassis
Innerhalb von weniger als zwei Wochen haben in der Schweiz über 30 000 Menschen einen von Ärzte ohne Grenzen Schweiz lancierten Aufruf unterzeichnet – und es werden täglich mehr. Diese Stimmen dürfen nicht ungehört bleiben. Sie zeigen, dass die Schweizer Zivilgesellschaft nicht bereit ist, die Tragödie in Gaza tatenlos hinzunehmen. Wir richten diesen Appell an den Bundesrat und fordern sofortiges Handeln.
Seit Monaten leidet die Bevölkerung im Gazastreifen infolge der Blockade unter gravierenden Engpässen bei Nahrungsmitteln, Wasser, Medikamenten und Strom. Unsere Teams berichten, dass jedes vierte Kind, das in unsere Kliniken kommt, mangelernährt ist. Als Arzt wissen Sie, was das bedeutet. Spitäler liegen in Trümmern, medizinisches Material ist unzureichend, und 12 000 Patient:innen warten auf eine Ausreise für eine Behandlung. Tag für Tag berichten unsere Teams von Hunger, Durst, Entbehrung und Tod sowie von gezielten Angriffen auf Menschen, die helfen wollen oder die ums Überleben kämpfen.
Die Lage ist das Resultat bewusster politischer und militärischer Entscheidungen. Angesichts des Angriffs auf unsere gemeinsamen humanitären Werte bedeutet Schweigen Mitschuld. Wir anerkennen die diplomatischen Bemühungen und die humanitäre Hilfe der Schweiz; angesichts des Ausmasses bleiben sie jedoch unzureichend. Unsere Botschaft ist klar: Gemeinsam mit über 30 000 Menschen fordert Ärzte ohne Grenzen die Schweiz als Depositarstaat der Genfer Konventionen zu einem entschlosseneren Vorgehen auf – jetzt, nicht morgen.
Neutralität ist keine Rechtfertigung für Untätigkeit. Sie verlangt, klar und nachdrücklich an die Geltung des humanitären Völkerrechts zu erinnern. Der Bundesrat soll zeigen, dass Neutralität kein Schweigen ist, sondern ein Mittel, um Menschenwürde und humanitäres Völkerrecht zu wahren.
Wir fordern Sie daher auf, entschlossen zu handeln und den Einfluss der Schweiz auf Israel zu nutzen, um:
- den Genozid in Gaza zu stoppen,
- die Lieferung von Wasser, Lebensmitteln, Unterkünften und medizinischem Material in grossem Umfang zu ermöglichen,
- den Schutz von Patient:innen, medizinischem Personal und Gesundheitseinrichtungen zu gewährleisten,
- medizinische Evakuierungen aus dem Gazastreifen zu ermöglichen,
- umgehend einen dauerhaften Waffenstillstand zu erreichen.
Der Bundesrat hat die Möglichkeit und die Pflicht, jetzt zu handeln, denn Ärzt:innen allein können den Genozid nicht stoppen.
Freundliche Grüsse
Dr. Micaela Serafini
Präsidentin von Ärzte ohne Grenzen Schweiz