Niger: MSF Frankreich bittet den nigrischen Präsidenten dringend um die Erlaubnis, die Tätigkeiten in Maradi wieder aufnehmen zu können

Plumpy'nut, la solution contre la malnutrition infantile.

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Paris/Niamey, 21 Oktober 2008 - Nachdem die nigrischen Behörden während drei Monaten alle Tätigkeiten der französischen Sektion von MSF untersagt hatten, bittet die französische Sektion von MSF den nigrischen Präsidenten einzugreifen, damit die französische Sektion von MSF die Ernährungshilfe in Maradi wieder aufnehmen kann. „Die Lage vor Ort ist sehr beunruhigend“, erklärt Dr. Marie-Pierre Allié, die Präsidentin von MSF Frankreich. „In den Spitälern und Gesundheitszentren, die ich besucht habe, ist das medizinische Personal trotz aller Anstrengungen vom Zustrom mangelernährter Kinder völlig überfordert.“

Zum Zeitpunkt der Suspendierung waren ungefähr 3'400 mangelernährte Kinder in Behandlung, Zusätzlich werden normalerweise pro Woche 500 weitere Kinder aufgenommen welche von dieser Suspendierung ebenfalls betroffen sind. Die Aussetzung der Tätigkeiten erfolgt mitten in der Übergangsperiode zwischen zwei Ernten, der kritischsten Zeit im Jahr. MSF geht davon aus, dass in den Ernährungshilfezentren der Distrikte Madarounfa und Guidan Roumdji während den drei Monaten schätzungsweise 8‘000 schwer mangelernährte Kinder nicht behandelt werden konnten.
Viele Kinder brauchen dringend eine Ernährungshilfe. Bis anhin konnte jedoch kein Akteur eine ausreichende Alternative für die medizinische Betreuung bieten, die MSF in der Region Maradi angeboten hat. Trotz des Ernsts der Lage hat MSF Frankreich noch immer nicht die Bewilligung erhalten, die Tätigkeiten wieder aufzunehmen.
Das Verbot, sich um die mangelernährten Kinder zu kümmern, steht in starkem Widerspruch zur Strategie, welche die Regierung von Niger im Kampf gegen Mangelernährung vor einigen Jahren eingeschlagen hat. In der Tat gab es wichtige Fortschritte zu verzeichnen, wie etwa die Einführung eines neuen Behandlungsprotokolls, dank dem eine viel grössere Anzahl von Kindern behandelt werden kann, sowie der Aufbau einer heimischen Produktion therapeutischer Fertignahrung. Die Haltung einiger nigrischer Verantwortlicher, welche die Existenz von Mangelernährungsherden im Niger verharmlosen oder gar negieren, steht nun in starkem Widerspruch zu den erreichten Fortschritten.
Dabei gibt es im Niger seit einigen Jahren eine wirksame Behandlung, mit der die Sterblichkeit von Kindern durch Mangelernährung effizient reduziert werden kann. Heute müssen zahlreiche mangelernährte Kinder in der Region Maradi ohne diese auskommen, obwohl sie dringend Hilfe nötig hätten.
„In den letzten Jahren haben wir in Zusammenarbeit mit den nigrischen Gesundheitsbehörden ein innovatives und wirksames Programm auf die Beine gestellt“, erklärt Marie-Pierre Allié. „Wir bitten die Behörden heute in Anbetracht der gravierenden Lage um eine Aufhebung des Verbots, damit wir unverzüglich unsere Tätigkeiten in Maradi wieder aufnehmen und uns um die mangelernährten Kinder kümmern können.“
Médecins Sans Frontières arbeitet seit 2001 im Niger und betreibt in den Regionen Zinder, Maradi und Tahoua verschiedene Programme zur Ernährungshilfe. Von Anfang 2008 bis Mitte September wurden insgesamt 61‘051 Kinder in die Ernährungszentren von MSF aufgenommen. Gemeinsam mit den Gesundheitsbehörden bekämpft Médecins Sans Frontières auch Epidemien durch die Behandlung der Erkrankten und vorbeugend mit Impfkampagnen. 2008 griff MSF gegen Masern, Hirnhautentzündung und Cholera ein. In den MSF-Teams im Niger arbeiten 1‘537 Personen, davon 1‘468 Einheimische. 

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