Jemen: Mindestens vier Tote nach Angriff auf Spital in Razeh

Octobre 2015 - hôpital bombardé d'Haydan

2 Min.

Im Norden Jemens wurde am Sonntagmorgen ein von MSF unterstütztes Spital bei einem Angriff getroffen. Mehrere Gebäude wurden zerstört. Mindestens vier Menschen starben, zehn wurden verletzt. Unter den Verletzten sind drei MSF-Mitarbeiter, zwei befinden sich in kritischem Zustand.

Nach Angaben des medizinischen Personals vor Ort traf um 9.20 Uhr ein Geschoss das Shiara-Spital im Distrikt Razeh, in dem Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) seit November 2015 arbeitet. Von wem es abgefeuert wurde, kann die Organisation nicht sagen. Zur Zeit des Angriffs wurden Flugzeuge über der Einrichtung gesehen. Mindestens ein weiteres Geschoss schlug in der Umgebung des Spitals ein. Die Zahl der Todesopfer könnte weiter steigen, da noch Menschen in den Trümmern eingeklemmt sein könnten. Alle Mitarbeiter und Patienten wurden nach Saada in das Al Goumoury-Spital gebracht, das ebenfalls von MSF unterstützt wird.
«Alle kriegführenden Parteien, einschliesslich der von Saudi-Arabien geführten Koalition, werden regelmässig über die GPS-Koordinaten der Einrichtungen informiert, in denen MSF arbeitet», erklärt Raquel Ayora, Leiterin der Programmabteilung von MSF. «Jeder, der die Möglichkeit hat, einen Luftangriff durchzuführen oder eine Rakete abzuschiessen, muss gewusst haben, dass das Shiara-Spital eine funktionierende Gesundheitseinrichtung war, die lebensrettende Hilfe leistete und von MSF unterstützt wurde.»
Die Bevölkerung im Distrikt Razeh leidet seit zehn Monaten unter konstantem Beschuss und den Folgen des Kriegs. Bevor MSF mit der Unterstützung des Shiara-Spitals begann, war dieses schon einmal bombardiert worden. Das Angebot der Einrichtung beschränkte sich auf lebensrettende Behandlungen, Geburtshilfe, Notfall- und Stabilisierungsmassnahmen.

Dritter Angriff innerhalb von drei Monaten

Dies war bereits der dritte Angriff auf eine von MSF unterstützte Einrichtung im Jemen innerhalb der vergangenen drei Monate. Am 27. Oktober 2015 war das Spital Haydan bei einem Luftangriff durch die von Saudi-Arabien geführte Koalition zerstört worden. Am 3. Dezember wurde ein Gesundheitszentrum in Taiz ebenfalls von der Koalition getroffen, dabei wurden neun Menschen verletzt.
«Wir fordern sämtliche Konfliktparteien erneut nachdrücklich auf, Patienten und medizinische Einrichtungen zu respektieren. Angriffe auf Spitäler sind eine Verletzung des humanitären Völkerrechts», so Ayora. MSF fordert zudem, dass die Verantwortlichen dieses Angriffs die Umstände untersuchen, die zum Beschuss geführt haben.
MSF ist im Jemen in den Gouvernements Aden, Al-Dhale, Taiz, Saada, Amran, Hajjah, Ibb und Sanaa tätig. Seit dem Beginn der aktuellen Krise im März 2015 haben die Teams mehr als 20‘000 Kriegsverletzte behandelt. Ausserdem hat MSF über 790 Tonnen medizinisches Material ins Kriegsgebiet gebracht. Die Organisation betreibt 11 Spitäler und Gesundheitszentren und unterstützt zusätzlich 18 Gesundheitszentren.

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