Flüchtlinge im Mittelmeer: Schutzsuchende werden nach Libyen zurückgezwungen

Les migrants et réfugiés ne peuvent en aucun cas être ramenés et piégés en Libye. Tout devrait être fait pour assurer leur survie et sécurité.

Libyen3 Min.

MSF sieht einen alarmierenden Trend zur Blockade von Rettungseinsätzen im Mittelmeer und zur Kriminalisierung privater Seenotrettungsorganisationen.

Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) verurteilt Aktionen Italiens und anderer europäischer Regierungen, die überlebenswichtige Rettungseinsätze im Mittelmeer behindern und Menschen nach Libyen zurückzwingen. Italienische Behörden hatten zuvor das private spanische Rettungsschiff ‚Open Arms‘ der Organisation Proactiva beschlagnahmt. Die gemeinsam von MSF und SOS Mediterranée betriebene ‚Aquarius‘ ist damit im Moment das letzte verbliebene private Rettungsschiff im zentralen Mittelmeer.

Wir sehen einen alarmierenden Trend zur Blockade von Rettungseinsätzen im Mittelmeer.

Annemarie Loof, Leiterin der Projektabteilung von MSF in Amsterdam

«Die Beschlagnahmung des Rettungsschiffs Open Arms durch italienische Behörden ist die jüngste in einer Serie von Aktionen gegen private Seenotrettungsorganisationen», sagt Annemarie Loof, Leiterin der Projektabteilung von MSF in Amsterdam. «Das Team der ‚Open Arms‘ hat bei seinem letzten Einsatz 216 Menschen gerettet – allen Berichten nach in internationalen Gewässern. Während einer der Rettungsaktionen, 73 Seemeilen vor der libyschen Küste, drohte die libysche Küstenwache dem Rettungsteam mit Gewalt. Es ist verstörend, in welchem Ausmass die europäischen Regierungen mit der libyschen Küstenwache kooperieren, von Ausbildungen bis hin zu umfassender Ausrüstung, und es ihr so ermöglichen, in internationalen Gewässern zu operieren und Schutzsuchende von dort nach Libyen zurückzubringen.»

«Wir sehen einen alarmierenden Trend zur Blockade von Rettungseinsätzen im Mittelmeer und zur Kriminalisierung privater Seenotrettungsorganisationen durch Italien und andere europäische Regierungen», so Loof. «Seit Sommer 2017 behindern italienische Behörden mit der Rückendeckung der EU und ihrer Mitgliedstaaten Rettungseinsätze immer stärker, etwa durch den schlecht durchdachten Verhaltenskodex für NGOs oder politisch ausgeschlachtete strafrechtliche Ermittlungen. So wird Misstrauen gegen NGOs geschürt und sie werden in ihrer lebensrettenden Hilfe zunehmend behindert.»

Während die europäischen Regierungen Schutzsuchenden weiterhin legale und sichere Fluchtwege verweigern, betreiben sie eine Politik der Abschottung und Abschreckung, die Menschen in Libyen in einer von extremer Gewalt geprägten Situation festsetzt. «Unter keinen Umständen dürfen Schutzsuchende nach Libyen zurückgebracht oder dort festgehalten werden», sagt Loof. «Den europäischen Regierungen geht es eindeutig nicht in erster Linie um die Sicherheit dieser Menschen. Sie spielen ein schmutziges politisches Spiel, während das Überleben der Menschen gefährdet ist.»