Demokratische Republik Kongo - Bewaffnete Hilfskonvois sind die falsche Antwort auf Kongos Leiden

Camp de réfugiés de Kibati à 25 km au nord de Goma. République démocratique du Congo, 2008.

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Genf/Goma, 6 November 2008 – Gross angekündigte bewaffnete Hilfskonvois für Goma und Rutshuru sind nicht die passende Antwort auf die humanitäre Krise der kongolesischen Region Nord Kivu, sagt die internationale medizinische Hilfsorganisation Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF).

„Bewaffnete Hilfskonvois mögen vielleicht humanitären Hilfsorganisationen den Zugang erleichtern, aber in Wirklichkeit bergen sie das Risiko, dass der Freiraum, in dem humanitäre Helfer arbeiten können, weiter reduziert wird“, sagt Anne Taylor, MSF-Einsatzleiterin in Goma. „Es entsteht das Risiko, dass Hilfe durch politische oder militärische Akteure manipuliert wird oder dass die humanitären Helfer als Parteien im Konflikt angesehen werden.“

Vom Militär begleitete Konvois können auch dazu beitragen, die Grenze zwischen humanitärer Hilfe und politisch-militärischer Aktion zu verwischen. MSF betont die Notwendigkeit diese entscheidende Unterscheidung gerade in der unsicheren Region Kivu aufrecht zu erhalten.

“Médecins Sans Frontières versorgt alle Patienten ohne Diskriminierung”, sagt Anne Taylor. „Unsere Neutralität erlaubt es unseren Teams, dort hin zu gehen, wo die Bevölkerung unsere Hilfe am dringendsten braucht und nicht, wohin wir angewiesen werden, zu gehen. MSF leistet deshalb Hilfe ohne bewaffnete Begleitung.“

Bewaffnete Konvois sind nicht nur riskant, die eingeschränkte Hilfe, die sie bringen, erreicht auch nicht die sehr ausgedehnten Gebiete, die vom Konflikt und von Vertreibungen betroffen sind. Weitgehende und wirkungsvolle Hilfe ist aber dringend von Nöten.

Die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit ist derzeit auf Nord-Kivu gerichtet, wo die Gewalt in jüngster Zeit zugenommen hat. Doch das Leid ist keineswegs neu: Seit Jahren werden die MSF-Teams Zeuge von massiven und wiederholten Vertreibungen von Bevölkerungsgruppen in der ganzen Region.

Das im Januar unterzeichnete Waffenstillstandsabkommen hat dem Leid kein Ende gesetzt. Die Feindseligkeiten, die Ende August im Ausbruch von Kämpfen mündeten, haben bloss einen Konflikt verschärft, der bereits seit geraumer Zeit andauert.

Der Konflikt in der Region Kivu geht weit über Goma und Rutshuru hinaus. In den vergangenen Wochen flohen Hunderttausende Menschen in verschiedene Richtungen. MSF ist besonders besorgt um die Menschen in den Gegenden um Rutshuru, Kayna, Nyanzale und Masisi, die dringend Wasser, Nahrung, medizinische Versorgung und Hilfsgüter benötigen.

Sowohl eine politische Lösung als auch eine adäquate humanitäre Reaktion sind notwendig. Keine kann die andere ersetzen, die politische Aktion und humanitäre Hilfe sollten jedoch auch nicht vermischt werden. Die Neutralität von Hilfsorganisationen würde dadurch gefährdet und ihre Fähigkeit in Konfliktregionen zu arbeiten beeinträchtigt.

Trotz der anhaltenden unsicheren Lage setzt MSF die Arbeit in den von Kämpfen betroffenen Städten wie Rutshuru, Kayna, Masisi, Kitchanga und Mweso fort. Die Organisation behandelt Kriegsverletzte und Cholerapatienten und stellt allgemeine Gesundheitsversorgung sowie sauberes Wasser und lebensnotwendige Hilfsgüter für Vertriebene und die lokale Bevölkerung zur Verfügung.

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