Dadaab: Zunehmende Unsicherheit zwingt MSF zur Schliessung von Gesundheitsposten und Abzug von Personal

Vue aérienne du camp de Dagahaley, Dadaab, Kenya

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Infolge steigender Gewalt und Drohungen im Nordosten Kenias hat die internationale medizinische Hilfsorganisation MSF 42 ihrer Mitarbeiter aus den Flüchtlingslagern von Dadaab abgezogen und nach Nairobi gebracht.

Diese provisorische Sicherheitsmassnahme hatte bereits direkte Auswirkungen auf die medizinischen Hilfeleistungen der Organisation für die somalischen Flüchtlinge in Dadaab. Zwei der vier Gesundheitsposten von Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) wurden geschlossen, die Schwangerenvorsorge eingestellt und die radikale Personalreduzierung gefährdet den Betrieb weiterer ärztlicher Leistungen.
«Die Flüchtlinge und das medizinische Personal sind die grössten Leidtragenden der zunehmend schlechteren Sicherheitsbedingungen», betont Charles Gaudry, MSF-Landeskoordinator in Kenia. «Die gegenwärtige Sicherheitslage schränkt die Möglichkeiten unseres Personals, dringend benötigte medizinische Hilfe zu leisten, massiv ein.»
MSF ruft deshalb bewaffnete Gruppen auf, die medizinischen Einrichtungen und deren Personal zu respektieren, damit der Betrieb schnellstmöglich wieder vollumfänglich aufgenommen werden kann.
Die Lager von Dadaab, die derzeit schätzungsweise 350’000 Menschen aufnehmen, sind der grösste Flüchtlingslagerkomplex der Welt. Seit über 20 Jahren sind die Lager das Zuhause von Somaliern, die aus ihrem vom Konflikt zerrissenen Land geflohen sind. MSF betreibt ein Spital mit 100 Betten sowie nunmehr zwei Gesundheitsposten in Dagahaley, einem der fünf Lager von Dadaab.
Wegen der Verschlechterung der Sicherheitslage und Kürzungen der finanziellen Mittel wurde die humanitäre Hilfe in den vergangenen Jahren von vielen Organisationen stetig abgebaut. Dennoch bleibt Dadaab ein sicherer Ort als Somalia.
MSF beobachtet jetzt, wie sich die Lage weiterentwickelt. Erst wenn die Sicherheit für Patienten und Personal in den Lagern gewährleistet ist, wird die Organisation eine Wiederaufnahme sämtlicher Tätigkeiten in Betracht ziehen.

MSF ist seit 20 Jahren in Dadaab tätig und leistet zurzeit alleine die medizinische Versorgung im Lager Dagahaley. Hier führt MSF mit kenianischen Mitarbeitern ein Spital mit 100 Betten sowie nun zwei Gesundheitsposten. Das Spital bietet ambulante und stationäre medizinische Betreuung mit chirurgischen Eingriffen, einer Entbindungsstation, Behandlung von HIV und Tuberkulose sowie einer stationären Abteilung für mangelernährte Kinder. 2014 hielt MSF 180‘000 ambulante Sprechstunden ab, nahm 12‘000 Menschen stationär auf, führte 12‘000 vorgeburtliche Untersuchungen durch und entband 3‘240 Babys. Nach dem Angriff auf die Universität in Garissa vom 2. April 2015 schickte MSF ein Team vor Ort, das im Spital bei der Behandlung der Verwundeten mithalf und den Studenten am Flughafen medizinische Hilfe leistete.

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