Zentralafrikanische Republik: Drei Mitarbeiter von MSF im Spital getötet

Vue de l'hôpital de Boguila en 2012.

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Drei lokale Mitarbeiter von MSF sind am Samstagnachmittag bei einem bewaffneten Raubüberfall auf das Spital der Organisation in der Stadt Boguila getötet worden.

Bei dem Angriff im Norden des Landes kamen insgesamt 16 Zivilisten ums Leben. Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) verurteilt den Angriff auf unbewaffnete Zivilisten in einer Einrichtung, die deutlich als Spital der Organisation gekennzeichnet ist, aufs Schärfste. „Wir sind schockiert über die brutale Gewalt gegen unser medizinisches Personal und gegen die lokale Bevölkerung. Jetzt gilt unsere erste Sorge der Behandlung der Verwundeten, der Benachrichtigung der Angehörigen und der Sicherheit unserer Mitarbeiter und Patienten“, erklärt Stefano Argenziano, Landeskoordinator von MSF.

MSF-Tätigkeiten mussten unterbrochen werden

„Dieser entsetzliche Vorfall hat uns gezwungen, wichtige Mitarbeiter aus Boguila zu evakuieren und unsere Arbeit in der Stadt zu unterbrechen“, so Argenziano weiter. „Wir wollen weiterhin humanitäre Hilfe für die Bevölkerung leisten, aber wir müssen auf die Sicherheit unserer Mitarbeiter achten. Als Reaktion auf diese skrupellose Tat untersuchen wir auch, ob wir die Hilfe in anderen Gebieten fortsetzen können.“
Der Vorfall ereignete sich, als bewaffnete Ex-Seleka-Kämpfer das Spitalgelände in Boguila umstellten, in dem gerade ein Treffen mit vierzig Dorfältesten stattfand. MSF hatte diese eingeladen, um über die Möglichkeiten der medizinischen Versorgung der Bevölkerung zu diskutieren. Während einige der Bewaffneten das Büro von MSF mit vorgehaltener Pistole ausraubten und Schüsse in die Luft feuerten, näherten sich weitere bewaffnete Männer dem Ort, an dem sich das Personal von MSF und Dorfbewohner versammelt hatten. Grundlos begannen die Bewaffneten, wild in die Menge zu schiessen und verursachten dabei Tote und Schwerverletzte.

Angriff gefährdet humanitäre Hilfe

MSF ist die einzige internationale humanitäre Organisation, die in der Region von Boguila arbeitet, um den Menschen Hilfe zu leisten, die zunehmend tödlichen und willkürlichen Angriffen von bewaffneten Gruppen ausgesetzt sind. Die Vorfälle vom vergangenen Samstag sind inakzeptabel und nicht nur ein Angriff auf die Zivilbevölkerung, sondern gefährden auch die medizinische und humanitäre Hilfe. MSF ruft alle Konfliktparteien auf, die Neutralität von Spitalpersonal, Gesundheitseinrichtungen und medizinischer Hilfeleistung zu respektieren.
Seit dem Machtwechsel im März 2013 ist die Situation in Boguila instabil. Zunehmende Spannungen und Gewalt führten im August 2013 zu massiven Vertreibungen in der Region. Im vergangenen Dezember suchte die muslimische Bevölkerung des nahen Dorfes Nana Bakassa Zuflucht in Boguila, bevor sie weiter Richtung Norden flüchtete. Am 11. April dieses Jahres flohen rund 7‘000 Bewohner Boguilas in die umliegenden Wälder, und etwa 40 Menschen suchten auf dem Gelände von MSF Schutz, nachdem Bewaffnete einen Konvoi der Afrikanischen Union angegriffen hatte, der durch die Stadt fuhr.

Aktivitäten von MSF für Zentralafrikaner

Seit 2006 führt MSF in Boguila ein Spital mit 115 Betten und bietet Basis- sowie weiterführende Gesundheitsdienste für rund 45‘000 Menschen an. Mitarbeiter der Organisation unterstützen ausserdem sieben Gesundheitsposten rund um Boguila. Monatlich halten die Teams bis zu 13‘000 Sprechstunden ab.
MSF arbeitet seit 1997 in der Zentralafrikanischen Republik, derzeit mit rund 2‘000 nationalen und 300 internationalen Mitarbeitern. Die Organisation hat reguläre Projekte in Batangafo, Carnot, Kabo, Ndélé, Paoua, Bria und Zémio. In Bangui, Berbérati, Bouar, Boguila, Bossangoa, Bangassou und Bocaranga haben Teams akute Nothilfeinsätze gestartet. MSF unterstützt ausserdem zentralafrikanische Flüchtlinge in Kamerun, Tschad und der Demokratischen Republik Kongo.

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