Tschad: Während die Nahrung immer knapper wird, breiten sich Krankheiten aus

Notre première priorité est de réduire le taux de mortalité chez le quart d’enfants qui souffrent de malnutrition aiguë

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Nahrung und Wasser sind knapp in der Stadt Biltine im Osten des Tschad, und die Vorräte mancher Familien reichen nur noch für die nächsten zwei Wochen. Die Zahl mangelernährter Kinder steigt rapide. In anderen Teilen des Landes gibt es Ausbrüche von Masern und Meningitis.

„Jedes vierte Kind ist mangelernährt“, berichtet Kodjo Edoh von MSF.  „Unsere oberste Priorität ist es, die Sterblichkeitsrate dieser Kinder zu reduzieren.“ Selbst in einem ‚guten‘ Jahr haben viele Menschen im Tschad während der kargen Jahreszeit von April bis September nicht genügend zu essen. Tausende Kinder leiden in diesen Monaten an akuter Mangelernährung. Doch niemand geht davon aus, dass 2012 ein gutes Jahr sein wird. Die Regenfälle sind letztes Jahr ausgeblieben, und die Lebensmittelpreise steigen weiter an. Laut dem Landwirtschaftsministerium liegen die Preise heute fast 25 Prozent höher als im vergangenen Jahr zur gleichen Zeit. Im Tschad, wie auch in anderen Ländern der Sahelzone, reichen unterdurchschnittliche Regenfälle oder erhöhte Lebensmittelpreise aus, um Teile des Landes in eine ernste Ernährungskrise zu stürzen.

Bei den Mahlzeiten sparen 

In Biltine haben einige Familien ihre Vorräte schon fast jetzt aufgebraucht. „Viele Familien haben nur noch Vorräte für einen halben Monat und müssen die Zahl ihrer täglichen Mahlzeiten reduzieren“, berichtet Kodjo Edoh, Einsatzleiter von MSF. „Auch die Vielfalt der Nahrungsmittel hat sich verringert.“
Gleichzeitig wird in dieser Region auch die Versorgung mit Wasser immer kritischer. „Manche Menschen müssen mehr als sieben Stunden zu Fuss gehen um Wasser zu holen“, berichtet Dr. Edoh. „Es ist ein grosses Problem: Die Wasserknappheit steht in direktem Zusammenhang mit der Mangelernährung der Kinder.“
Im Februar stellte ein Team von MSF fest, dass in Biltine jedes vierte Kind unter fünf Jahren akut mangelernährt war. Darauf startete MSF im April ein notfallmässiges Ernährungsprogramm, das in der ersten Woche 67 Kinder zur Behandlung aufnahm, darunter acht Kinder, die so stark mangelernährt waren, dass sie intensive stationäre Pflege benötigten. Das Programm wird über die nächsten neun Monate weitergeführt.

Nahrungsmittelverteilungen dringend nötig

„25 Prozent der Kinder unter fünf Jahren sind akut mangelernährt. Unser Hauptanliegen ist es, die Sterblichkeitsrate bei diesen Kindern zu reduzieren. Dazu versorgen wir sie medizinisch und verabreichen ihnen therapeutische Nahrung“, sagt Edoh. Ausserdem müsse das Welternährungsprogramm (WFP) in Biltine so bald wie möglich mit allgemeinen Nahrungsmittelverteilungen beginnen. „Wir müssen verhindern, dass die anderen drei Viertel der Kinder ebenfalls unter Mangelernährung zu leiden beginnen. Diese Nahrungsmittelverteilungen sind dringend nötig.“
In weiten Teilen Tschads gibt es keine medizinische Versorgung. Das macht die Menschen besonders anfällig für Mangelernährung, aber auch für Infektionskrankheiten. Im bereits länger laufenden Projekt von MSF in Am Timan, im Südosten des Landes, steigt die Zahl der Mangelernährten derzeit ebenfalls rapide an. Ein Ausbruch von Masern verschlimmert die Situation zusätzlich.
„Von Januar bis März haben wir 1’600 mangelernährte Kinder aufgenommen, fast doppelt so viele wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres“, so Edoh. „Nun sind auch noch die Masern ausgebrochen. Wir sind ernsthaft besorgt, denn Kinder mit Masern sind noch stärker gefährdet, an Mangelernährung zu erkranken.“
In 12 Distrikten des Landes wird ausserdem ein Anstieg der Meningitis-Fälle verzeichnet. Landesweit wurden bis Ende April 3’190 Meningitis-Fälle registriert, 145 Menschen sind bislang an der Krankheit gestorben. MSF hat in Oum Hadier, Moissala, Massakory und Lere Impfkampagnen für rund 640’000 Personen im Alter von einem bis 30 Jahren organisiert.  Zudem behandeln Teams an Meningitis Erkrankte und stellen medizinisches Material zur Verfügung.
Niemand erwartet, dass 2012 ein „gutes“ Jahr für den Tschad wird. Die MSF-Teams unternehmen jedoch ihr Möglichstes, damit es nicht noch schlimmer wird.

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