Taifun Haiyan: Interview mit einem MSF-Chirurgen in Guiuan

Le docteur Johan Von Schreeb et une infirmière philippine prodiguant des soins dans un centre de santé en zone rural à Guiuan.

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Der Arzt Johan von Schreeb arbeitet seit dem 14. November in Guiuan, im Osten der philippinischen Insel Samar. Diese Region wurde stark vom Taifun Haiyan getroffen.

Von Schreeb ist Teil des Katastrophenteams von Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF), das in dem völlig zerstörten Gebiet medizinische Hilfe leistet. Wie fast alle Gebäude in Guiuan ist auch das Spital schwer beschädigt und nicht mehr benutzbar. MSF leistet dringend benötigte medizinische Hilfe und wird auch so bald wie möglich für sauberes Trinkwasser und Sanitäreinrichtungen sorgen sowie beim Bau von Unterkünften mithelfen.
„Das Gebiet ist zu 95 Prozent zerstört”, erklärt Dr. von Schreeb. „Das Bild erinnert mich an Haiti, wo ich nach dem Erdbeben ebenfalls im Einsatz war, und auch an Aceh nach dem Tsunami. Nur dass hier der Wind allein so stark war, dass er alles platt gemacht hat.”
Da das Spital zerstört wurde, arbeiten Dr. von Schreeb und die weiteren Mitarbeiter von MSF zusammen mit philippinischen Kollegen in einem nahe gelegenen Gesundheitszentrum. Dieses verfügt jedoch über keinen Operationssaal, sodass er dort nur sehr einfache chirurgische Eingriffe vornehmen kann.

Grosser Andrang vor dem Gesundheitszentrum

„Wir behandeln viele Wunden, die sich in der Woche seit dem Taifun bereits entzündet haben”, erzählt von Schreeb. „In einem Tag wurden 25 kleinere chirurgische Eingriffe vorgenommen, und die Schlangen vor dem Gesundheitszentrum werden immer länger. Viele Menschen leiden an einer Lungenentzündung oder sind an Durchfall erkrankt. Viele der insgesamt 45’000 Menschen, die hier leben, sind vor dem Taifun geflohen und kehren jetzt zurück. Wir bereiten uns auf die Rückkehrer vor, und trotz der logistischen Herausforderungen versuchen wir, die medizinischen Bedürfnisse der kommenden Tage und Wochen vorherzusehen und uns darauf vorzubereiten”, so Dr. von Schreeb.
„Das Wichtigste für das Team ist es jetzt, ein provisorisches Spital zu errichten. Damit können wir wirklich effektiv helfen”, fügt von Schreeb hinzu.

Tetanus ist eine grosse Gefahr

Eine weitere Sorge, die das Team umtreibt, ist die Gefahr von Tetanus. „Als Vorsorge benutzen wir Tetanus Toxoid immunoglobulin. Dies schützt die Patienten sofort vor einer Infektion. Für die sonst üblichen Impfungen benötigen wir eine Kühlkette, die wir aufgrund von fehlender Elektrizität für die Kühlschränke noch nicht haben. Aber die Logistiker arbeiten daran. Und selbst dann braucht es Wochen, bis eine Impfung wirksam wird. Wir haben jedoch keine Zeit, zu warten.”
Am 15. November begann MSF in Guiuan ausserdem, Tätigkeiten im psychologischen Bereich aufzunehmen. Diese werden von einem philippinischen Pflegefachmann geleitet. „Es ist die grosse Stärke dieses Einsatzes, dass wir uns in solchem Masse auf das philippinische Gesundheitspersonal verlassen können”, erklärt Dr. von Schreeb. „Die Menschen hier haben fantastische Arbeit geleistet und rund um die Uhr gearbeitet. Sie sind sehr stark und gleichzeitig von der Situation völlig überwältigt.”

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