Tadschikistan: MSF behandelt bisher jüngste Patientin gegen multiresistente Tuberkulose

Les enfants atteints de tuberculose qui ont été diagnostiqués rapidement, qui reçoivent un traitement adéquat, ont de grandes chances de guérir.

Tadschikistan3 Min.

An Tuberkulose erkrankte Kinder wurden bisher stark vernachlässigt. Neue Medikamente und Behandlungsmethoden müssen auch für Kinder erhältlich sein.

Nur wenige Kinder im Tuberkulose-Kinderspital von Duschanbe sehen so aktiv und gesund aus wie Shirinmoh*. Das kleine Mädchen krabbelt zufrieden auf dem Boden des Wartezimmers herum. Aber wer sich zu ihr hinunterbeugt, hört ihre stossweise Atmung und die seltsam rasselnden Geräusche. Die Diagnose des neun Monate alten Babys lautet multiresistente Tuberkulose (MDR-TB), eine höchst ansteckende und ohne Behandlung tödlich verlaufende Krankheit.
„Shirinmoh ist nicht das jüngste Kind mit Tuberkulose, das wir je hatten, aber sie ist die jüngste Patientin, bei der wir MDR-TB diagnostiziert haben“, erzählt Christoph Höhn, der als Arzt für Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) in dem Ende 2011 lancierten Programm gegen multiresistente Tuberkulose bei Kindern in Tadschikistan arbeitet. „Babys sind besonders ansteckungsgefährdet, da ihr Immunsystem noch nicht voll entwickelt ist.“
Die Diagnose von Shirinmoh ist die letzte in einer ganzen Reihe von Premieren für das MSF-Team. Der Säugling wurde mit zwei neuen Schnelltests untersucht, die im Februar 2013 im Spital eingeführt wurden. Bei der Methode des induzierten Sputums erhalten die Patienten eine Salzlösung, die das Sekret in den Lungen löst. Die Methode kann sogar bei einmonatigen Säuglingen angewendet werden. Das Sputum wird anschliessend mit dem Test GeneXpert auf Resistenz gegen TB-Medikamente untersucht, und nach nur zwei Stunden – anstatt wie bisher 42 Tagen – ist das Ergebnis da.

TB-Medikament als Sirup

In einer Apotheke in Duschanbe hat MSF zudem eine spezielle MDR-TB-Medikamentenrezeptur für Kinder entwickelt. Zuvor mussten Kinder Medikamente für Erwachsene einnehmen, meist schwer zu schluckende Tabletten mit einem unangenehmen Geschmack. Das MSF-Team hat deshalb einen Sirup für Kinder entwickelt, bei dem die Wirkstoffe in einer aromatisierten Flüssigkeit aufgelöst und dann jeweils für Kleinkinder und Jugendliche angemessen dosiert werden. Tadschikistan ist das erste MSF-Projekt, bei dem diese Formulierung für junge Patienten wie Shirinmoh zum Einsatz kommt.
Zur Bekämpfung der Krankheit muss das kleine Mädchen sehr viel auf sich nehmen: 18 Monate lang muss es den Sirup zusammen mit zwei anderen Medikamenten schlucken; zusätzlich muss ihr während dieser Zeit sechs Monate lang ein weiteres Arzneimittel gespritzt werden. Die Behandlung ist so langwierig, aufwendig und unangenehm, dass auch viele Erwachsene Mühe haben, die Medikamente regelmässig einzunehmen. Zum Glück würden die meisten Kinder diese Zeit leichter überstehen, wie Christoph Höhn erklärt: „Kinder leiden weniger an den Nebenwirkungen wie etwa Übelkeit, Erbrechen und Gelenkschmerzen.“
Zu den möglichen Nebenwirkungen gehören auch Gehörbeeinträchtigungen, von denen etwa die Hälfte der Patienten betroffen ist. Manche bleiben sogar für immer taub. Bei Kindern ist eine solche Wirkung bisher nicht bekannt. „Es gibt einfach keine Möglichkeiten, das Gehör so junger Patienten zu messen“, erläutert Höhn.

Grosser Mangel an Informationen

Bei der Behandlung von Kindern mit multiresistenten Tuberkulosestämmen besteht ein grosser Mangel an Informationen und Erfahrung. „Mit Tuberkulose infizierte Kinder wurden lange vernachlässigt, besonders Kinder mit MDR-TB“, sagt Grania Brigden, Tuberkulose-Expertin der MSF-Medikamentenkampagne. „Wir müssen sicherstellen, dass alle neu entwickelten TB-Medikamente und -Tests sofort auch für Kinder erhältlich sind, und neue Behandlungsmethoden gegen MDR-TB müssen auch Rezepturen für Kinder enthalten.“
Kinder, bei denen die Tuberkulose rasch diagnostiziert wird und die eine geeignete Behandlung erhalten und diese einhalten, haben gute Chancen auf Heilung. Im Fall von Shirinmoh sagt Christoph Höhn: „Ihre Chancen stehen insgesamt gut, wenn ihre Mutter auf eine regelmässige Medikamenteneinnahme achtet. Zum Glück ist die Kleine gut genährt, denn mangelernährte Kinder haben es oft sehr schwer.“ Wenn alles gut geht, kann das Team in Duschanbe eine weitere Premiere feiern: die jüngste MDR-TB-Patientin von MSF, die erfolgreich behandelt wurde.
Gegenwärtig werden innerhalb des MDR-TB-Programms in Tadschikistan 30 Kleinkinder und Jugendliche von MSF behandelt.
* Name der Patientin geändert