Syrien: MSF kritisiert ungleiche Verteilung der humanitären Hilfe

Le dispositif d’assistance actuel ne permet pas de faire face à l’aggravation des conditions de vie des populations vivant à l’intérieur de la Syrie

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MSF fordert Geldgeber auf, grenzübergreifende Einsätze zu unterstützen, damit die Hilfe auch in die von der Opposition kontrollierten Gebiete gelangt.

Die internationale Hilfe für Syrien wird nicht gleichmässig zwischen von der Regierung und von der Opposition kontrollierten Gebieten aufgeteilt. Während die Gebiete, die unter der Kontrolle der Regierung sind, den Grossteil der Hilfeleistungen erhalten, fällt auf die Gebiete der Opposition nur noch ein minimaler Anteil. Die internationale medizinische Hilfsorganisation Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) fordert Geldgeber auf, grenzübergreifende humanitäre Einsätze zu unterstützen, um auch Gebiete in den Händen der Opposition zu erreichen.
Am 30. Januar treffen sich Geldgeber an einer Konferenz in Kuwait City, um 1.5 Milliarden Dollar für humanitäre Hilfeleistungen zugunsten der Opfer des syrischen Konflikts bereitzustellen. Bis jetzt wurden Hilfseinsätze des IKRK und UN-Agenturen hauptsächlich von Damaskus aus durchgeführt, die in Partnerschaft mit dem syrischen Roten Halbmond arbeiten, der einzigen von der Regierung zugelassenen Organisation, die Hilfe leisten darf. Folglich erreicht nur ein minimaler Teil der internationalen Hilfe die von der Opposition kontrollierten Gebiete. Allgemeiner gesagt ist neutrale Hilfe sowohl auf beiden Seiten der Front wie auch in den angrenzenden Ländern für die syrischen Flüchtlinge unzureichend.
„Die gegenwärtig geleistete Hilfe reicht nicht aus, um auf die zusehends schlechteren Lebensbedingungen der Menschen in Syrien einzugehen“, stellt Dr. Marie-Pierre Allié fest, Präsidentin von MSF. „Die Teilnehmer der Konferenz in Kuwait City müssen die Rechtmässigkeit von grenzübergreifenden humanitären Einsätzen zugunsten von Syrien anerkennen und ihnen die erforderliche finanzielle, administrative und logistische Unterstützung gewähren.“

Einer von drei Syrern lebt in von der Opposition Gebieten

Seit Juni 2012 hat die bewaffnete syrische Opposition ihren Einfluss auf grosse Teile des Landes erweitert und verstärkt. Während die genaue Zahl der Syrer in diesen Regionen nicht ermittelt werden kann, weist die starke Präsenz der Opposition sowohl in den Städten, als auch im ländlichen Raum von Damaskus, Aleppo und Idlib darauf hin, dass mindestens einer von drei befragten Syrern (ca. sieben Millionen Menschen) in Gebieten ausserhalb der Autorität der Regierung lebt.
Syrer organisieren in diesen Regionen selbst die Hilfe für die Zivilbevölkerung, unterstützt von Syrern in der Diaspora, den Nachbarländern und von Solidaritäts-Netzwerken. Diese Hilfe ist eindeutig unzureichend. Wesentliche Hilfsgüter wie Unterkünfte, Decken, Treibstoff, Mehl sowie Säuglingsnahrung sind Mangelware. Die inoffiziellen Gesundheitsdienste geraten zur Zielscheibe staatlicher Kräfte und ringen darum, die Bedürfnisse der vielen Verwundeten und chronisch Kranken zu erfüllen.

Internationale Hilfe ist unzureichend

Nur wenige Hilfsorganisation, darunter MSF, unterstützen die Zivilbevölkerung in den von der Opposition kontrollierten Gebieten. Seit 2011 stellt die Organisation medizinische Geräte und Medikamente für syrische Ärzte zur Verfügung, die Verwundete im Verborgenen behandeln. In den letzten sechs Monaten hat MSF die Hilfe weiter ausgedehnt. Im Nordwesten des Landes eröffnete die Organisation drei Spitäler, in denen mehr als 900 Operationen durchgeführt worden sind. Dennoch ist diese Unterstützung nicht ausreichend, angesichts des Ausmasses der Bedürfnisse der Menschen in Syrien.
Die Bereitstellung humanitärer Hilfe in Kriegszeiten erfordert Flexibilität und Reaktionsfähigkeit, sowohl auf Seiten der Helfer, als auch auf Seiten der institutionellen Unterstützer. Ansonsten bleibt die Hilfe nur ein passiver Zeuge des Leidens, das sie eigentlich lindern sollte.

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