Sptial-Angriff in Kundus - Die Fakten

Vue aérienne de l’hôpital MSF de Kunduz en 2014

3 Min.

Am Samstag, dem 3. Oktober wurde das Trauma-Spital von MSF in Kunduz von einer Serie von Luftangriffen getroffen.

Die Angriffe fanden im 15-Minuten-Takt zwischen 02:08 Uhr und 03:15 Uhr in der Früh statt. Das Hauptgebäude, in dem sich die Intensivstation, die Notaufnahme und die Physiotherapie-Abteilung befanden, wurden bei jedem Angriff präzise getroffen, während umliegende Gebäude fast gänzlich unversehrt blieben.
Insgesamt wurden 24 Menschen bei dem Angriff getötet: Vierzehn Mitarbeiter von Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen(MSF) und zehn Patienten. Neun Patienten gelten immer noch als vermisst. 37 Menschen wurden verletzt, darunter 19 Mitglieder des MSF-Teams. Vom Ausbruch der Kämpfe in der Stadt am 28. September bis zum Angriff haben die Teams von MSF im Spital in Kundus 394 Verletzte behandelt.    Zum Zeitpunkt des Luftangriffs befanden sich 105 Patienten im Spital sowie 80 internationale und lokale Mitarbeiter von MSF.
Das Personal hat im Vorfeld des Luftangriffs keine bewaffneten Kämpfer oder Gefechte am Spital-Gelände festgestellt.
Bei der Einrichtung von MSF in Kundus handelte es sich um ein funktionierendes Spital, das voller Patienten und Mitarbeiter von MSF war.
Die Angriffe fanden statt, obwohl MSF militärischen und zivilen Funktionsträgern – sowohl der Koalitionskräfte und Afghanistans – die GPS-Koordinaten des Trauma-Spital es mitgeteilt hatte, zuletzt am 29. September. Obwohl wir amerikanische und afghanische Militärs darüber informierten, dass unser Spital getroffen wurde, dauerte der Angriff weitere 30 Minuten an.
Nach dem Angriff versuchte das Team von MSF verzweifelt, die Verletzten in Sicherheit zu bringen. Sie richteten in einem unversehrten Raum einen provisorischen Operationssaal ein und versuchten das Leben von verletzten Kollegen und Patienten zu retten.
Das Spital von MSF war die einzige medizinische Einrichtung dieser Art im Nordosten Afghanistans. Sie hat kostenlose und hochwertige, lebensrettende Chirurgie angeboten. 2014 wurden mehr als 22.000 Patienten in diesem Spital behandelt und über 5.900 chirurgische Eingriffe durchgeführt.
Das Spital von MSF in Kundus wurde teilweise zerstört und ist nun nicht mehr in Betrieb. Dadurch haben Tausende Menschen keinen Zugang zu Notfallmedizin – zu einem Zeitpunkt, zu dem sie diese besonders dringend benötigen.
Wir fordern eine unabhängige Untersuchung durch die Internationale humanitäre Ermittlungskommission (International Humanitarian Fact-Finding Commission, IHFFC), die den tatsächlichen Hergang der Ereignisse ermitteln soll. Die IHFFC ist keine UNO-Instanz, sie wurde 1991 durch das Zusatzprotokoll 1, Artikel 90 der Genfer Konvention ins Leben gerufen, die Regeln für den Kriegsfall enthält. Die IHFFC wurde genau zu diesem Zweck eingerichtet: Um unabhängig Verletzungen des humanitären Völkerrechts zu untersuchen – wie zum Beispiel Angriffe auf Krankenhäuser, die in Konfliktgebieten besonderem Schutz unterliegen.
MSF hat 1980 den Hilfseinsatz in Afghanistan begonnen. In Kundus und im Rest Afghanistans arbeiten afghanische und internationale Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zusammen, um bestmögliche Therapien anbieten zu können. MSF unterstützt das Gesundheitsministerium im Ahmad Shah Baba-Spital im Osten Kabuls, die Frauenklinik Dasht-e-Barchi im Westen Kabuls und das Boost- Spital in Lashkar Gah in der Provinz Helmand. In Khost im Osten des Landes betreibt MSF eine Mutter-Kind-Klinik.
In allen Hilfsprogrammen behandeln die Mitarbeiter von MSF die Menschen nach ihrem medizinischen Bedarf, ungeachtet ihrer ethnischen Herkunft, ihrer Religion oder politischen Überzeugung.
MSF arbeitet in Afghanistan ausschliesslich mit privaten Spenden und nimmt keinerlei Regierungsgelder an.
7. Oktober 2015

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