Libanon: Syrer brauchen ständige Unterstützung

Un médecin MSF examine une réfugiée syrienne qui souffre de vomissements et de douleur à l’estomac.

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Die Krise in Syrien verschärft sich täglich, und die humanitären Bedürfnisse werden währenddessen immer grösser, sowohl in Syrien als auch in den umliegenden Ländern. Viele Menschen sind getötet oder verletzt worden, Zehntausende sind aus ihrer Heimat geflüchtet und haben ihr ganzes Hab und Gut zurückgelassen.

Die ärztliche Versorgung in Syrien ist begrenzt, und die Arbeit der internationalen Organisationen, darunter auch MSF, ist stark eingeschränkt worden. In den Nachbarstaaten Libanon, Jordanien und Irak hat die Organisation ihren Einsatz für die Flüchtlinge, die über die syrischen Grenzen strömen, jedoch verstärkt. 
„Die syrischen Flüchtlinge, die wir im Libanon betreuen, können sich eine medizinische Behandlung nicht leisten”, sagt Fabio Forgione, Landeskoordinator von MSF im Libanon. „Beim Ausbruch der Krise wurde die Hilfe zwar schnell aufgezogen, und viele Organisationen sind immer noch präsent. Das muss aber aufrechterhalten werden. Der Zugang zu kostenloser medizinischer Versorgung muss für die syrischen Flüchtlinge noch besser werden.“
Am 20. und 21. Juli strömten erneut tausende Syrer in den Libanon. MSF schickte darauf Teams in die Grenzregionen und in die Bekaa-Ebene, wo sich viele Flüchtlinge aufhalten. 
Im Juni 2012 hatte eine von MSF durchgeführte Erhebung über die Lebensumstände und die Gesundheit der syrischen Flüchtlinge ergeben, dass viele auf zu engem Raum leben, sich um ihre Sicherheit sorgen, an psychologischen Problemen leiden und sich medizinische Versorgung nicht leisten können. Dazu wurden in Tripoli und Wadi Khaled im Nordlibanon und in der Bekaa-Ebene im Ostlibanon etwa 889 Familien befragt. Die meisten davon stammen aus der syrischen Provinz Homs und flüchteten wegen der unsicheren Lage und dem mangelnden Zugang zu medizinischer Versorgung in ihrer Heimat. Fast die Hälfte der Befragten hatten in den letzten sechs Monaten infolge der Gewalt in Homs Familienangehörige verloren. Die meisten kamen nur mit wenigen Habseligkeiten im Libanon an, nachdem sie ihre Familien, Häuser und Besitztümer zurücklassen mussten. 
Viele Flüchtlinge leben im Libanon unter sehr harten Bedingungen. MSF schätzt, dass in den überfüllten Unterkünften in Wadi Khaled und in der Bekaa-Ebene über tausend Menschen leben. Viele von ihnen fürchten nur wenige Kilometer von der syrischen Grenze entfernt noch immer um ihre Sicherheit. Derweil sind in der Stadt Tripoli die Mieten so teuer, dass sich viele Familien enge Wohnungen teilen. 
Die grosse Mehrheit der Flüchtlinge haben traumatische Ereignisse erlebt und viele leiden unter den psychologischen Folgen. Psychologen und Psychiater von MSF haben zwischen April und Juni beinahe 800 Konsultationen durchgeführt. Manche Patienten erzählten von Folterungen in Syrien. Eine erhebliche Zahl der Flüchtlinge hält den Libanon nicht für einen sicheren Ort, weil auch hier die internen politischen Umstände instabil sind und die Sicherheitslage schlecht ist. 
Derweil fanden in den MSF-Spitälern von April bis Juni 5’800 allgemeinmedizinische Konsultationen statt. Sie zeigen, dass es vielen syrischen Flüchtlinge nicht möglich ist, chronische Krankheiten, wie etwa Diabetes, Asthma, Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Krankheiten, behandeln zu lassen, denn die Behandlung ist oft zu teuer oder gar nicht erhältlich. Von den 25 Prozent der Patienten, die an chronischen Krankheiten litten und eine Behandlung benötigt hätten, erhielten diese 19 Prozent nicht. 
Vier von zehn befragten Menschen gaben an, dass sie im Libanon keinen Zugang zu Spitälern hätten, entweder wegen der unerschwinglichen Kosten oder der Unsicherheit.
MSF fordert deshalb erneut eine Genehmigung, um in Syrien arbeiten zu dürfen. Die medizinischen und chirurgischen Teams stehen bereit, um auf unabhängige Weise jeden zu behandeln, der Behandlung braucht. MSF unterstützt auch weiterhin syrische Ärztenetzwerke und Feldspitäler in Homs, Derah, Hama, Damaskus und Idlib, indem die Organisation Vorräte und Medikamente aus den Nachbarländern liefert.
In Jordanien, im Libanon und im Irak, die alle an Syrien grenzen, hat MSF bisher vor allem palästinensische, syrische und irakische Flüchtlinge medizinisch versorgt. Die MSF-Teams in diesen Ländern sind bereit, um die Hilfe zu leisten, die aufgrund des Syrien-Konflikts benötigt werden könnte. Im Libanon hat MSF medizinische Notfallvorräte und Hilfsgüter für 10’000 Menschen vorbereitet für den Fall, dass sich die Situation in Syrien verschlechtert und deshalb eine massive Flüchtlingswelle ins Land strömt.

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