Haiti: MSF behandelt Cholera-Patienten in Saint Marc

Tabarre, centre de traitement du choléra, Port au Prince, Haïti, 24.10.2010

3 Min.

Nach Bestätigung des Choleraausbruchs in der Region Artibonite behandeln medizinische MSF-Teams in der Stadt St. Marc Patienten, die Cholera-Symptome aufweisen.

„Im St. Nicholas Spital in St. Marc gibt es zahlreiche Patienten. Das Spital verfügt allerdings nicht über die nötigen Kapazitäten, um einen Choleraausbruch zu bewältigen,“ berichtet Federica Nogarotto, Notfallkoordinatorin in St. Marc. „Am wichtigsten ist es, die an Cholera Erkrankten von anderen Patienten zu isolieren, um diejenigen, die infiziert sind, optimal behandeln zu können und gleichzeitig eine Verbreitung der Krankheit zu verhindern. So kann auch der reguläre Spitalbetrieb aufrecht erhalten werden. Wir sind dabei, ein separates, isoliertes Cholera-Behandlungszentrum aufzubauen.“

Derzeit unterstützen 20 MSF-Mitarbeiter  – darunter Ärzte, Pflegefachpersonen und Logistiker – das St. Nicholas Spital in St. Marc. Patienten mit Verdacht auf Cholera erhalten eine Rehydrationslösung, um den Flüssigkeitsverlust aufgrund von Durchfall und Erbrechen wieder auszugleichen . Patienten, die zu schwach sind, um die Lösung zu trinken, werden intravenös behandelt.

Erkundungen in Mirebalais und Petit Riviere

Ein Notfallteam von MSF hat Erkundungen in Mirebalais durchgeführt und ist in Kontakt mit den lokalen Gesundheitsbehörden, um bei Bedarf mit zusätzlichem Personal oder Material auszuhelfen.

Ein Team von sieben Mitarbeitern wurde nach Petit Riviere entsandt, um in medizinischen Einrichtungen und abgelegenen Gegenden Verdachtsfälle zu identifizieren, und ist bisher auf 89 Fälle von wässrigem Durchfall gestossen. MSF errichtet nun ein Cholera-Behandlungszentrum mit 20 Betten. Ein Frachtflugzeug mit 100 Tonnen Materiali wurde am Wochenende entsandt.

Fälle von wässrigem Durchfall in Port-au-Prince

In den MSF-Einrichtungen in Port-au-Prince werden einige Patienten behandelt, die an wässrigem Durchfall leiden. Momentan ist aber nicht bestätigt, dass darunter auch Cholerafälle sind. Wässriger Durchfall ist dort seit dem Erdbeben nicht ungewöhnlich – MSF-Mitarbeiter haben in den vergangenen Monaten viele Patienten mit solchen Beschwerden behandelt. In Port-au-Prince steht ein 20-Betten Cholerazentrum der Organisation bereit und in den bestehenden Einrichtungen bereiten die Teams alles nötige vor, um Patienten mit Cholera versorgen zu können. In den nächsten Tagen werden die Kapazitäten zur Behandlung von Cholerafällen auf 300 Betten ausgeweitet.

Behandlung und Verhinderung der Ausbreitung

Die Isolation von Verdachtsfällen, die Hygieneaufklärung und die Bereitstellung von Seife und sauberem Trinkwasser sind entscheidend, um eine Verbreitung der Cholera zu verhindern. Cholera ist eine akute, über Bakterien in menschlichen Fäkalien transportierte Infektionskrankheit, die über Wasser, bestimmte Lebensmittel und – in seltenen Fällen – von Mensch zu Mensch übertragen wird. Die Hauptsymptome sind wässriger Durchfall und Erbrechen, was zu schwerer Austrocknung und schnell zum Tod führen kann, wenn keine rasche Behandlung erfolgt.

Gemäss Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es jährlich weltweit 3 bis 5 Millionen Cholerafälle und 100’000 bis 120’000 Todesfälle aufgrund von Cholera. MSF hat in diesem Jahr bereits Hilfseinsätze nach Choleraausbrüchen in Kamerun, dem Tschad, Niger, Nigeria, Pakistan, Papua Neuguinea und Sambia durchgeführt.

Die Aktivitäten von MSF in Haiti

Mehr als 3’000 haitianische und internationale MSF-Mitarbeiter  leisten derzeit Hilfe für die haitianische Bevölkerung. Sie betreiben sieben Spitäler, in denen kostenlose medizinische Hilfe angeboten wird, und unterstützen zwei staatliche Spitäler in Port-au-Prince mit insgesamt nahezu 1’000 Betten. Die angebotenen Leistungen reichen von Notfallmedizin, Geburtshilfe, Mutter-Kind-Gesundheit bis zu orthopädischer Behandlung. Ausserdem leistet MSF psychologische Betreuung sowie Behandlung und Beratung von Opfern sexueller Gewalt.

Ausserhalb der Hauptstadt Port-au-Prince unterstützt MSF Spitäler mit knapp 200 Betten in den Städten Leogane und Jacmel. Zusätzlich hat MSF im Oktober dieses Jahres ein Container-Spital mit 120 Betten in Leogane eröffnet.

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