Cholera in Haiti: Hilfe anderer Organisationen dringend notwendig

Les équipes MSF traitent des patients à l’hôpital Choscal, une structure du ministère de la Santé publique haïtien à Cité Soleil, Port-au-Prince, Haïti, 12.11.2010

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Teams von MSF haben seit Beginn des Cholera-Ausbruchs in Haiti mehr als 12’000 Menschen mit Cholera oder Cholera-ähnlichen Symptomen behandelt – und die Organisation rechnet damit, dass sich das Bakterium weiter ausbreitet. Über 150 internationale Mitarbeiter, unterstützt von 1000 haitianischen Angestellten, versorgen derzeit Hunderte von Patienten in den Cholera-Behandlungsprogrammen. Landesweit hat MSF mehr als 1’000 Patientenbetten bereitgestellt. Während die Teams ihre Kapazitäten weiter ausbauen, drängt die Organisation auch andere internationale Akteure zur Mithilfe. Vor allem im Bereich der Hygiene, der Wasser- und Sanitärversorgung sowie in der Gesundheitsaufklärung der Menschen in Cholera-Gebieten muss noch viel getan werden, um die Epidemie einzudämmen.

„Die Not ist bei weitem zu gross, um allein von den Organisationen bewältigt zu werden, die derzeit bei der Bekämpfung von Cholera im Einsatz sind“, sagt Stefano Zannini, Landeskoordinator von MSF in Haiti. „Sowohl die kurz- als auch die langfristigen Prognosen deuten darauf hin, dass die Situation sich noch verschlechtern - möglicherweise sogar wesentlich verschlechtern – wird, bevor sich die Lage wieder entspannt.“

Nach Angaben der haitianischen Behörden sind seit dem 22. Oktober rund 1’000 Menschen an Cholera gestorben. In einigen Gegenden des Landes nehmen Spitäler weiterhin Patienten mit Verdacht auf Cholera auf, obwohl ihre Betten-Kapazität erschöpft ist. Vielerorts können Menschen nicht effektiv behandelt und vor Neuerkrankungen geschützt werden, weil der Zugang zu sauberem Trinkwasser, die Müllentsorgung und die effiziente Beerdigung der Toten erst umgesetzt oder noch entwickelt werden müssen.

Behandelte kehren in betroffene Gebiete zurück

„Wenn Patienten ihre Behandlung beendet haben verlassen sie die Cholera-Zentren und kehren in die potenziell mit Cholera infizierten Gegenden zurück“, beschreibt Zannini. „Hier in Port-au-Prince leben 1.4 Millionen Menschen noch immer in Lagern mit wenig sauberem Wasser und spärlichen Hygiene- und  Sanitäreinrichtungen. Die Infrastruktur ist schlecht und es ist sehr schwierig, diese Menschen mit medizinischer Hilfe und Trinkwasser zu versorgen.“

Besonders im Norden Haitis bleibt die Situation extrem angespannt. Noch immer kommen täglich viele neue Patienten in die Einrichtungen in Cap Haitien, Port-de-Paix, Gonaives und Gros Morne. Zudem haben die Menschen Angst vor Cholera-Behandlungszentren nahe ihrer Wohnorte. Dabei ist gerade diese Nähe oft entscheidend für eine schnelle, lebensrettende Behandlung.

„Wenige Minuten können bei einer Cholera-Behandlung entscheidend sein”, sagt Danielle Ferris, Projektkoordinatorin in Martissant, einem der grössten Slums in Port-au-Prince. „Wir haben ein etwa zweijähriges Mädchen behandelt. Ihre Familie war in der Region Artibonite unterwegs und das Kind war sehr krank, als es zu uns kam. Wir verabreichten ihr intravenöse Infusionen und nach vier Stunden ging es ihr wieder viel besser; sie war wach und lief herum. Das zeigt, wie gut Cholera behandelt werden kann, wenn man schnell genug reagiert.“

Lage im Norden und in abgelegenen Regionen weiterhin sehr angespannt

In Petite Riviere und St. Marc in der Region Artibonite, wo das Epizentrum der Epidemie liegt, gibt es Anzeichen dafür, dass sich die Lage langsam stabilisiert. Die dortigen Cholera-Behandlungszentren von MSF sind jedoch nach wie vor überlastet. Die Zahl der Cholera-Fälle im Ort Dessaline nimmt weiterhin zu. Am Freitag sind dort 177 Menschen aufgenommen und eine weitere Gesundheitseinrichtung mit 280 Betten aufgebaut worden.
Ausserdem ist es schwierig, die Bedürftigen in den abgelegenen Regionen des Landes zu erreichen. Zur Unterstützung der lokalen Gesundheitszentren hat MSF in einigen Fällen Material mit Hubschraubern eingeflogen.
In Port-au-Prince bleibt die Situation chaotisch und beunruhigend. In der Hauptstadt ist die Cholera zuerst im Slum Cite Soleil ausgebrochen. Patienten mit schweren Symptomen werden in die Cholera-Behandlungszentren von MSF in den nahegelegenen Vierteln Sarthe und Tabarre gebracht. Für den Aufbau eines weiteren Behandlungszentrums in der Gegend suchen die Teams noch nach einem geeigneten Ort.
„Wir haben nur sehr wenig Platz“, sagt Dr. Javid Abdelmoneim, der für MSF in Cite Soleil arbeitet. „Mit der Erlaubnis des Spitaldirektors haben wir den Parkplatz des Choscal-Spitales übernommen und dort ein Cholera-Behandlungszelt aufgebaut. Das war der letzte verfügbare Platz, den wir hier nutzen konnten und der vom Rest des Gebäudes isoliert ist. Dies ist ausschlaggebend, um die Infektionsbarriere aufrecht zu erhalten.“

Sauberes Trinkwasser wird dringend gebraucht

Enorme Risiken bleiben jedoch bestehen. So ist ein Grossteil des Wassers in Cite Soleil nicht gechlort. MSF stellt deshalb in diesem Slum täglich rund 280’000 Liter Trinkwasser bereit. Diese Menge reicht für rund 14’000 Menschen aus, liegt aber weit unter dem eigentlichen Bedarf.
Die Cholera-Behandlungszentren von MSF in Sarthe (70 Betten), Tabarre (200 Betten) und Carrefour (112 Betten) sind bereits belegt. Neue Einrichtungen sind für Sarthe (weitere 320 Betten), St. Louis (18 Betten) und Delmas 33 (100 Betten) geplant. Die Teams haben ausserdem einen Plan entwickelt, um die Kapazitäten in Bicentenaire wenn nötig von 75 auf 370 Betten aufzustocken.
Glücklicherweise ist die aktuelle Situation im Süden des Landes nicht so ernst. Die MSF-Teams  sehen in Leogane durchschnittlich einen Patienten pro Tag, in Jacmel wurden bisher noch keine Cholera-Patienten aufgenommen.
Frachtflugzeuge von MSF sind am Sonntag und Montag mit zusätzlichem Material in Haiti gelandet.

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