Südsudan, 13.08.2017
Südsudan, 13.08.2017
© Peter Bauza

Malaria fordert immer noch viele Todesopfer in Afrika

Malaria ist eine parasitäre Krankheit, die durch Stechmücken übertragen wird. 2016 starben weltweit rund eine halbe Million Personen an Malaria. Die meisten dieser Todesfälle sind in Afrika zu verzeichnen, wo Schätzungen zufolge alle zwei Minuten ein Kind an der Krankheit stirbt. Dies, obwohl es wirksame Medikamente gibt und der Krankheit gut vorgebeugt werden könnte.

Im Jahr 2016 hat MSF insgesamt 2’536’400 Malaria-Patienten behandelt.

Symptome:

  • Grippeähnliche Symptome
  • Fieber
  • Kopfschmerzen
  • Muskelschmerzen

Schwere Fälle:

  • Neurologische Komplikationen
  • Koma
  • Blutarmut (Anämie)
  • Anzeichen einer schweren Infektion

Die Mücke als Überträger des Krankheitserregers

Der Malariaerreger wird durch den Stich einer infizierten weiblichen Stechmücke auf den Menschen übertragen. Sticht eine «gesunde» Mücke einen infizierten Menschen, so infiziert sich das Insekt und kann dann wiederum andere Menschen anstecken.

Ist der Erreger in einen menschlichen Organismus eingedrungen, wandert er zunächst in die Leber und infiziert dann die roten Blutkörperchen. Deshalb treten die Symptome erst einige Tage nach dem Stich auf.  Beim Ausbruch der Malaria verursacht der Erreger eine starke Entzündung; die erkrankte Person verspürt grippeähnliche Symptome. Die roten Blutkörperchen, die den Sauerstoff transportieren, werden vom Erreger zerstört, wodurch eine Anämie verursacht wird, die lebensgefährlich sein kann. Es kann zudem zu einer Gelbfärbung kommen, da beim Abbau von roten Blutkörperchen das gelbe Bilirubin freigegeben wird. Im Falle einer durch den Plasmodium Falciparum-Erreger ausgelösten Malaria kommt es ausserdem zu einer Verstopfung der Kapillaren, die den Blutfluss zu gewissen Organen wie Hirn, Lunge oder Nieren vermindert, was das Sterblichkeitsrisiko zusätzlich erhöht.

Ohne Behandlung kann die Erkrankung tödlich sein

Die Krankheit ist von heftigen Fieberschüben geprägt.  Die ersten Symptome – Fieber, Kopfschmerzen, Schüttelfrost und Erbrechen – sind gut behandelbar. Eine erwachsene Person bei guter Gesundheit, die in diesem Krankheitsstadium behandelt wird, wird aller Voraussicht nach wieder gesund, insbesondere wenn sie bereits eine gewisse Immunität gegen Malaria entwickelt hat

Wird die Krankheit nicht behandelt oder ist eine Person mit geschwächtem Immunsystem betroffen, kann sich Malaria rasch zu einer schweren, häufig tödlich endenden Erkrankung entwickeln. Die Erkrankten leiden an neurologischen Komplikationen (Bewusstseinsstörungen, Krämpfe, Koma), an schwerer Anämie und Hypoglykämie (Unterzuckerung). Schliesslich kann es zu einem Organversagen kommen (Leber, Lunge, Nieren, Herz-Kreislaufsystem, Hirn).

Schwangere Frauen und Kinder, insbesondere solche unter fünf Jahren, sind besonders gefährdet. Ihr Körper ist anfälliger und sie haben gegenüber dem Erreger noch keine Immunität entwickelt. Wenn dazu noch Mangelernährung oder andere Erkrankungen kommen, ist Malaria noch gefährlicher. Kleinkinder müssen daher umgehend behandelt werden um zu vermeiden, dass es zu einer schweren Verlaufsform von Malaria kommt.

Frühzeitige Diagnose und Behandlung mildern den Verlauf der Krankheit ab und verhindern, dass sie lebensbedrohlich wird. In den meisten Projekten setzen die Aktivitäten der MSF-Teams deshalb in diesem Bereich an. Seit einigen Jahren sind lokale Gesundheitshelfer in den Dörfern unterwegs, um die Bevölkerung zu sensibilisieren, Malariatests durchzuführen und Erkrankte zu behandeln oder an Gesundheitszentren zu überweisen. Die Gesundheitshelfer sind auch dazu ausgebildet, die schwere Verlaufsform der Krankheit zu erkennen und befugt, den Kranken vor der Überweisung ins Gesundheitszentrum ein Medikament (Zäpfchen auf der Basis von Artemisinin) zu verabreichen. Dies erhöht deren Überlebenschancen erheblich. Anschliessend wird die Behandlung mit demselben Wirkstoff in Spritzenform fortgesetzt. Oder es kommt das Medikament Artesunat zum Einsatz, das seit Kurzem bei der Behandlung von schwerer Malaria anstelle von Chinin verwendet wird. Dank diesem neuartigen Ansatz können zahlreiche Todesfälle vermieden werden.

Wenn bei Malaria-Epidemien keine frühzeitige Behandlung stattfindet, kommt es zu mehr schweren Fällen, überlasteten Spitälern und einer höheren Zahl von Todesfällen.

Florent Uzzeni, stellvertretender Verantwortlicher des Notfall-Teams

Es gibt effiziente Präventionsmassnahmen

Der wichtigste Bestandteil der Vorbeugung ist der Schutz vor Mücken.  Als sehr wirksam hat sich erwiesen, unter einem imprägnierten Moskitonetz zu schlafen, zumal die Malariamücken nachtaktiv sind. Der Einsatz von Insektiziden, die Abwasserbeseitigung in bewohnten Gebieten sowie das Tragen von hautbedeckender Kleidung sind weitere Präventionsmassnahmen.

Die Übertragung von Malaria hängt auch von klimatischen Faktoren wie Luftfeuchtigkeit, Niederschlagsmenge und Temperatur ab, die das Vorkommen und Überleben der Mücken ebenfalls beeinflussen. In gewissen Regionen ist das Übertragungsrisiko in bestimmten Jahreszeiten besonders hoch, insbesondere während oder kurz nach der Regenzeit.

In der Sahelzone, wo es eine ausgeprägte Malariasaison gibt, wird die sogenannte saisonale Malaria-Chemoprävention (SMC), angewendet. Sie besteht darin, Kindern unter fünf Jahren während der Zeit mit einem hohen Ansteckungsrisiko eine Kombination aus Malariamedikamenten zu verabreichen. Diese Methode ist besonders in Gegenden wirksam, wo auch Mangelernährung und Anämie häufig vorkommen und der Zugang zu medizinischer Versorgung begrenzt ist. Tatsächlich ist die Kombination von Malaria und Mangelernährung gerade für Kinder lebensbedrohlich, und im Niger ist die Chemoprophylaxe inzwischen ein fester Bestandteil der nationalen Strategie zur Bekämpfung von Malaria.

Diese jahreszeitbezogene Strategie ist jedoch nicht in allen unserer Einsatzgebiete anwendbar. Denn in Ländern wie der Demokratischen Republik Kongo, der Zentralafrikanischen Republik, dem Südsudan oder Kamerun kann Malaria das ganze Jahr durch übertragen werden. Für diese Regionen werden derzeit andere Präventionsmethoden geprüft.

Schliesslich gibt es gewisse Ereignisse – Naturkatastrophen, Regenzeit, Vertreibungen von Bevölkerungsgruppen – in denen das Risiko einer Malaria-Epidemie besonders hoch ist. In solchen Situationen sind die MSF-Teams besonders wachsam und stellen sicher, dass die Gesundheitseinrichtungen über genügend Malariamedikamente und Schnelltests verfügen. Ausserdem verteilen sie mit einem Insektizid imprägnierte Moskitonetze an die Bevölkerung.

Zusammengefasst lässt sich feststellen, dass Malaria eine der gefährlichsten Tropenkrankheiten bleibt, auch wenn einige Fortschritte erzielt worden sind. Es braucht weiterhin gemeinsame Anstrengungen von sämtlichen Akteuren im Gesundheitsbereich. Besonders heikel ist die Lage in Ländern, die von Nahrungsmittelkrisen oder Konflikten betroffen sind, da sich dort sowohl die Präventions- als auch die Behandlungsmassnahmen am schwierigsten umsetzen lassen.

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