Liste der zehn schwersten humanitären Krisen 2009 - Verhinderte Hilfe und vernachlässigte Krankheiten

Darfur, Soudan

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New York/Zürich, 22. Dezember 2009. Angriffe auf die Bevölkerung und verhinderter Zugang zu Hilfsleistungen in Pakistan, Somalia, Jemen, Sri Lanka, Afghanistan, Südsudan und der Demokratischen Republik Kongo (D.R. Kongo) sind nur einige der schlimmsten Krisen im Jahr 2009. Dazu kommen die stagnierende Finanzierung der HIV/Aids-Behandlung und die anhaltende Vernachlässigung anderer Krankheiten. Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) veröffentlicht heute die jährlich erscheinende Liste der schwersten humanitären Krisen.

Das Jahr 2009 war laut MSF von drei eindeutigen Mustern bestimmt: Verweigerung lebensrettender Hilfe für die Bevölkerung in Ländern wie Sri Lanka, Pakistan und dem Sudan; schwindender Respekt für die Sicherheit der Bevölkerung und die neutrale humanitäre Arbeit in Ländern wie Afghanistan, Jemen, der D.R. Kongo und Somalia, in denen Menschen - auch Helfer - gezielt angegriffen wurden; Vernachlässigung der Menschen, die unter unbeachteten Krankheiten leiden und erschwerter Zugang für HIV/Aids-Patienten zu lebensverlängernder Behandlung.

“Es steht ausser Frage, dass immer mehr Menschen Opfer von Konflikten werden und gleichzeitig lebensrettende Hilfe erschwert wird, oft absichtlich,“ sagte Christophe Fournier, Internationaler Präsident von MSF. „In Ländern wie Sri Lanka und Jemen wurde Hilfsorganisationen der Zugang zu den Bedürftigen verweigert, oder sie mussten das Land verlassen, da sie in die Schusslinie geraten sind. Unsere Teams vor Ort sind Zeugen der menschlichen Folgen dieser Krisen. Wir sind daher gezwungen und verpflichtet, darüber zu sprechen“, ergänzte Fournier.

Zehntausende Menschen waren in der Region Vanni in Sri Lanka ohne Hilfe gefangen, als die srilankische Armee im Frühjahr gegen die tamilischen Rebellen gekämpft hat. Hilfsorganisationen, darunter auch MSF, durften die Konfliktzone nicht betreten. In Somalia flohen mehr als 200’000 Menschen in den ersten Monaten 2009 vor dem brutalen Krieg aus der Hauptstadt Mogadischu, immer mehr Mitarbeiter von Hilfsorganisationen wurden angegriffen.

Die Bevölkerung und Krankenhäuser in der Region Saada im Norden Jemens wurden willkürlich bombardiert, während die Armee gegen die Al-Houthi-Rebellen kämpfte. Zehntausende Menschen mussten fliehen und MSF musste das einzige funktionierende Krankenhaus in der Region verlassen. Ein eklatanter Fall, in dem humanitäre Hilfe für militärische Zwecke missbraucht wurde, waren zudem die Angriffe der kongolesischen Armee auf die Bevölkerung, die sich im Oktober in der Region Nordkivu im Kongo im Rahmen einer Impfkampagne versammelt hatte.

Der Erfolg der vergangenen Jahre, dass HIV/Aids-Patienten besseren Zugang zu Behandlung bekommen hatten, wurde im Jahr 2009 insofern bedroht, als Kürzungen in der internationalen Finanzierung angekündigt wurden. Mangelernährung bei Kindern wurde ebenso missachtet. Die führte zum vermeidbaren Tod von etwa fünf Millionen Kindern unter fünf Jahren.

Die Liste basiert auf Erfahrungen in mehr als 60 Ländern, in denen MSF Zeuge schlimmer humanitärer Bedingungen ist, und wird seit zwölf Jahren veröffentlicht. Die Organisation weist damit auf die humanitären Krisen hin, die medial zu wenig Beachtung finden. Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen hilft Menschen in Not, Opfern von natürlich verursachten oder von Menschen geschaffenen Katastrophen sowie von bewaffneten Konflikten, ohne Diskriminierung und ungeachtet ihrer ethnischen Herkunft, religiösen, philosophischen oder politischen Überzeugung.

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