Léogâne, Haiti: MSF beendet Notfalleinsatz fünf Jahre nach dem Erdbeben

En tant qu’organisation d’urgence, MSF ne peut pas remplacer le ministère de la Santé.

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Nach über fünf Jahren medizinischer Nothilfetätigkeiten in Léogâne schliesst die internationale Hilfsorganisation MSF am 31. Juli 2015 das Spital Chatuley, das sie nach dem Erdbeben für die Versorgung der Verletzten errichtet hatte.

Die Organisation hatte ihren Weggang erstmals 2013 angekündigt und sich seither bei der haitianischen Regierung dafür eingesetzt, dass die Bereiche Spitalpflege und die Ausbildung von Gesundheitspersonal oberste Priorität erhalten, nachdem diese in der Region lange vernachlässigt worden waren.
Die ersten MSF-Teams trafen am 17. Januar 2010 in Léogâne ein, fünf Tage nach dem verheerenden Erdbeben, dem 80 Prozent der Gebäude in diesem Gebiet zum Opfer fielen. Sechs Monate später verlegte die Organisation ihre medizinischen Tätigkeiten von Zelten in eine temporäre Einrichtung aus Containern – das Spital Chatuley. Gleichzeitig führte MSF einen weiteren Notfalleinsatz durch, als das Land Ende 2010 von einem Cholera-Ausbruch heimgesucht wurde. Das Spital Chatuley, das auch zwei Operationssäle beinhaltete, wurde schon bald zum Referenzzentrum für Opfer von Verkehrsunfällen sowie für komplizierte Schwangerschaften. Dieses Spital ist nun geschlossen.

Gravierender Mangel an Gesundheitseinrichtungen

Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) beschloss, ihre Aktivitäten auch nach der unmittelbaren Notfallphase weiterzuführen, da es in Léogâne an staatlichen Gesundheitseinrichtungen mangelte. 2013 begann die Organisation, allmählich ihren Rückzug vorzubereiten und vermehrt andere Einrichtungen zu unterstützen, so dass diese in der Lage sein würden, die medizinische Versorgung in der Region sicherzustellen.
«Das Spital Chatuley war von Anfang an als temporäre Lösung gedacht, in dem MSF nach dem Erdbeben 2010 die Bevölkerung von Léogâne notfallmässig versorgte», erklärt Willem Kerkmeer, Landeskoordinator von MSF. «2013 begannen wir, unsere Tätigkeiten allmählich zu reduzieren. Seither haben wir bei den Gesundheitsbehörden immer wieder Druck gemacht, damit diese ihrerseits ihre Tätigkeiten verstärken. Leider wurden von den versprochenen Massnahmen bisher nur wenige in die Tat umgesetzt.»
Abgesehen von den medizinischen Tätigkeiten im Spital Chatuley bildeten die MSF-Teams auch Personal aus, spendeten Material und halfen beim Wiederaufbau von lokalen Gesundheitseinrichtungen mit. Diese Massnahmen wurden nun letztes Jahr im Hinblick auf den Weggang von MSF verstärkt, damit die medizinische Versorgung auch nachher gewährleistet sein würde. Von dieser Unterstützung profitierten zahlreiche Einrichtungen, einschliesslich des Spitals Saint Croix in Léogâne sowie Kliniken in Darbonne und Gressier.

Weiterhin Verbesserungspotential bei der Spitalpflege

Die Bevölkerung profitiert noch nicht wirklich von den ambitionierten Plänen, die damals zum Wiederaufbau Haitis gemacht worden waren. Ein Grossteil der medizinischen Einrichtungen wurden nach dem Beben von internationalen Geldgebern gebaut, doch heute sind diese nicht viel mehr als leere Hülsen, denen es an Personal, Geld für die laufenden Kosten und Arzneimitteln mangelt. «Ohne langfristige Massnahmen und Investitionen bei der Ausbildung des Personals bleibt die Gesundheitsversorgung unzureichend. Als Nothilfeorganisation kann MSF das Gesundheitsministerium nicht ersetzen. Die haitianischen Behörden müssen in diesen Bereichen nachhaltige Investitionen tätigen. Dazu braucht es auch Unterstützung von internationalen Gebern», fährt Kerkmeer fort.
MSF bleibt weiterhin in Haiti und betreibt vier Einrichtungen in der Region um Port-au-Prince: Martissant, Tabarre, Drouillard und Delmas. In enger Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden betreut die Organisation zudem in mehreren Zentren Cholera-Patienten.

Léogâne in Zahlen

In den vergangenen fünf Jahren leisteten insgesamt mehr als 450 haitianische MSF-Mitarbeiter lebenswichtige medizinische Hilfe in Léogâne. Zu gewissen Zeiten waren bis zu 30 internationale Mitarbeiter gleichzeitig vor Ort, in den 5 Jahren waren es total 900. Zwischen Januar 2010 und Juni 2015 nahm MSF 45‘349 Patienten im Spital Chatuley auf, hielt 216‘859 ambulante Sprechstunden ab, führte 64‘819 vorgeburtliche Untersuchungen durch und begleitete 25‘327 Entbindungen. Ausserdem wurden 11‘433 an Cholera erkrankte Personen behandelt.

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