Haiti: Ein Jahr nach dem Erdbeben bleiben massgebliche Bedürfnisse trotz der massiven Hilfsleistungen unerfüllt

Le centre de Port-au-Prince en ruine après le séisme qui a frappé Haïti il y a une année, le 12.01.2010.

2 Min.

Ein Jahr nachdem ein verheerendes Erdbeben geschätzte 222’000 Menschen getötet und 1,5 Millionen obdachlos zurückgelassen hat, ertragen die Haitianer weiterhin schreckliche Lebensbedingungen inmitten eines landesweiten Choleraausbruchs, trotz des weltweit grössten humanitären Hilfseinsatzes, sagt die internationale medizinische Hilfsorganisation MSF.

Während sich der Zugang zu Basisgesundheitsversorgung seit dem Erdbeben insgesamt verbessert hat, zeigt die rasante Ausbreitung der Cholera im Land die Grenzen des internationalen Hilfssystems, wirksam auf neue Notfälle zu reagieren. MSF fordert internationale Organisationen dazu auf, ihren Verpflichtungen gegenüber der haitianischen Bevölkerung und ihren Spendern gerecht zu werden, indem sie ihre Versprechen in konkrete Handlungen umsetzen. Akute humanitäre Bedürfnisse müssen erfüllt werden während langfristige Wiederaufbaupläne fortgesetzt werden.

„Die schwere Verwüstung durch das Erdbeben hat eine aussergewöhnliche Grosszügigkeit bei privaten Spendern überall auf der Welt ausgelöst und das Versprechen von der internationalen Gemeinschaft ‚Haiti besser wieder aufzubauen’“, sagte Stefano Zannini, Landeskoordinator von MSF in Haiti. „Aber heute ist traurige Realität, dass viele Menschen extrem verletzbar bleiben. Besonders, weil sie mit der Cholera-Epidemie einer zweiten und weitgehend vermeidbaren Katastrophe begegnen, die bisher mindestens 3’600 weitere Leben gekostet hat.“

Heute veröffentlicht MSF einen Rückblick über die Nothilfe-Aktivitäten der Organisation seit der Naturkatastrophe. Der Bericht dokumentiert zudem Lücken in der sekundären Gesundheitsversorgung. MSF wird im laufenden Jahr versuchen, diesbezüglich aktiv zu werden. Der Hilfseinsatz von MSF seit dem Erdbeben und der Cholera-Epidemie ist der grösste Nothilfeeinsatz in der Geschichte der Organisation.

MSF schätzt, dass bis Ende 2010 die gesamten 104 Millionen Euro (138 Millionen Dollar), die von Privatpersonen für die Nothilfe-Aktivitäten nach dem Erdbeben und dem Cholera-Ausbruch gespendet wurden, ausgegeben wurden. Vom 12. Januar bis zum 31. Oktober 2010 behandelten die Teams von MSF mehr als 358’000 Menschen, nahmen mehr als 16’500 chirurgische Eingriffe vor und begleiteten mehr als 15’000 Geburten.

Seit dem Ausbruch der Cholera-Epidemie im Oktober wurden in den von MSF unterstützten Cholera-Behandlungszentren mehr als 91’000 Menschen behandelt. Landesweit wurden bis zum 1. Januar 2011 insgesamt 171’300 Cholera-Fälle gemeldet.

„Wir sind dankbar für die weiterhin grosszügige Unterstützung unserer privaten Spender und den Einsatz unserer Mitarbeiter, von denen viele trotz des Todes von Familienmitgliedern und Freunden Hilfe leisten. MSF wird die Erfahrung in Haiti nutzen, um unsere Programme im Land aufrechtzuerhalten und zu verbessern, und um weiterhin auf künftige Katastrophen vorbereitet zu sein”, sagte Dr. Unni Karunakara, internationaler Präsident von MSF.

Für das Jahr 2011 rechnet MSF für den Einsatz in Haiti mit einem operationalen Budget von 46 Millionen Euro (60,7 Millionen Dollar). Die Organisation plant, medizinische Hilfe in acht Spitälern in Port-au-Prince sowie in einem Spital in Léogâne zu leisten. Zu den Schwerpunkten der Arbeit von MSF in Haiti zählen Geburtshilfe, Notfallhilfe und Trauma-Medizin.

Der Report kann unter http://www.msf.ch/de/news/publikationen/ oder untenstehend heruntergeladen werden.

Verwandte Beiträge