Zentralafrikanische Republik: Die «Vertriebenen vom Bischofssitz» sind wieder zu Hause

Si MSF se réjouit du retour des déplacés de Berbérati, l’organisation reste toutefois préoccupée par la situation des populations qui vivent toujours enclavées.

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Am 1. August 2015 beendete MSF den Einsatz am Bischofssitz in Berbérati, nachdem alle Vertriebenen, die dort gelebt hatten, in ihr Quartier Poto-Poto zurückkehren konnten.

Gegen 400 Personen hatten seit Februar 2014 auf dem Gelände des Bischofssitzes der Stadt Unterschlupf gefunden. Während den über anderthalb Jahren hatten sie dort eingeschlossen gelebt.
Die «Vertriebenen vom Bischofssitz», zum grossen Teil muslimische Händler der Stadt Berbérati, hatten während über achtzehn Monaten unter schwierigsten Bedingungen gelebt. Damit diese von der Aussenwelt abgeschnittenen Menschen dennoch Zugang zu einer medizinischen Grundversorgung hatten, suchten Teams von Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) mit einer mobilen Klinik mehrmals pro Woche den Bischofssitz auf. Einfache ärztliche Behandlungen wurden direkt vor Ort angeboten und Patienten, die eine weiterführende Behandlung benötigten, wurden ins Universitätsspital von Berbérati überwiesen, das ebenfalls von MSF unterstützt wird.
Zwischen 2014 und Juli 2015 hielten die MSF-Teams dort mehr als 4'800 ärztliche Sprechstunden ab. In Zusammenarbeit mit dem Welternährungsprogramm (WFP) stellte MSF auch die Versorgung der Vertriebenen mit Nahrungsmitteln sicher.
Im Juni 2015 veranlassten die Behörden der Präfektur Mambere Kadei die Umsetzung von Massnahmen, die den sozialen Zusammenhalt zwischen den verschiedenen Gemeinschaften in Berbérati stärken sollten. Mit der Unterstützung von lokalen und internationalen Akteuren wurde so die allmähliche Rückkehr der 360 noch auf dem Bischofssitz lebenden Menschen ermöglicht. Nach der ersten Welle im Juli 2015 konnten Anfang August schliesslich sämtliche Familien ihre Enklave verlassen und wieder nach Hause kehren.
«Die Rückkehr der vertriebenen Menschen wird von der Bevölkerung gut aufgenommen. Sie ist das Resultat der beharrlichen Arbeit der lokalen Behörden und Partnerorganisationen», erklärt Ben, der Vorsteher des Quartiers Poto-Poto. Bei der Abreise verteilte MSF jedem Haushalt Nahrungsmittel, die für einen Monat reichen sollen. Denn die meisten der Vertriebenen haben alles verloren und müssen nun wieder von vorne anfangen. Ihre Zukunftsperspektiven sind ungewiss, denn der Wiederaufbau ihrer Geschäfte wird nicht einfach sein. Amadou, der die Einwohner von Poto-Poto repräsentiert, bringt es auf den Punkt: «Wir sind froh, wieder zurück in unserem Quartier zu sein. Doch bis wir unser altes Leben wieder haben, gibt es noch viel zu tun.»
Für Géraldine Duc, medizinische Koordinatorin bei MSF, ist die Rückkehr dieser Menschen eine ausgezeichnete Nachricht. «Nach eineinhalb Jahren, während denen sie unter schwierigsten Bedingungen und von der Aussenwelt abgeschnitten lebten, können diese Familien nun endlich wieder in ihr Zuhause zurück. Auch wenn sie zuerst ihre Angst überwinden und alles wieder aufbauen müssen, wird das Leben sich allmählich wieder normalisieren.»
MSF freut sich sehr, dass die Vertriebenen von Berbérati wieder nach Hause kehren konnten, ist aber besorgt über die Lage anderer Bevölkerungsgruppen, die weiterhin in Enklaven leben. So sind in Carnot seit Februar 2014 fast 500 Vertriebene, die auf dem Kirchengelände Zuflucht gefunden haben, noch immer von der Aussenwelt abgeschnitten.
Im Juli 2015 lebten 368'000 Personen als Vertriebene innerhalb der Zentralafrikanischen Republik, davon 30‘000 in der Hauptstadt Bangui. Dazu kommen rund 460‘000 Menschen, die in die Nachbarländer geflohen sind, hauptsächlich nach Kamerun, in den Tschad und in die Demokratische Republik Kongo. Insgesamt leben zwanzig Prozent der gesamten Bevölkerung Zentralafrikas entweder als intern Vertriebene oder als Flüchtlinge.
MSF ist seit 1997 in der Zentralafrikanischen Republik tätig und betreibt gegenwärtig rund fünfzehn Projekte im Land. Die Organisation startete im Januar 2014 einen Notfalleinsatz in Berbérati, um den Opfern des blutigen Konflikts Hilfe zu leisten und die medizinische Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Heute arbeitet MSF im Universitätsspital Berbérati in den Abteilungen für Pädiatrie und Ernährungshilfe. 2015 wurden bisher 2‘349 Kinder auf der Pädiatrie aufgenommen und 787 Kinder wurden gegen Mangelernährung behandelt. Die MSF-Teams unterstützen ausserdem vier Gesundheitszentren in den umliegenden Dörfern. Zwischen Januar und Juni 2015 wurden dort 7‘580 Sprechstunden abgehalten.

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