Zentralafrika: Ein Jahr seit Eskalation der Gewalt

«Nous avons l'habitude de travailler dans des contextes très violents mais là, même les plus aguerris d’entre nous ont rarement vu un tel niveau de violence»

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In einem Bericht von MSF sprechen Mitarbeiter und Patienten über die erlebten Gräueltaten.

Massaker, Tötungen, Folter, Vertreibungen und Massenflucht – ein Jahr nach dem Staatsstreich in der Zentralafrikanischen Republik fasst die Hilfsorganisation Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) in einem Bericht die Gräueltaten zusammen, die ihre Nothilfeteams miterlebt haben. In dem Bericht mit dem Titel „CAR: A year of continuing violence against civilians“ legen Mitarbeiter und Patienten Zeugnis über die Ereignisse der vergangenen zwölf Monate ab, die dazu geführt haben, dass Hunderttausende fliehen mussten. MSF prangert darin auch die unzureichende internationale Reaktion auf die humanitäre Krise an.
Am 24. März 2013 wurde die Hauptstadt Bangui von Séléka-Rebellen eingenommen. In den zwölf Monaten, die seitdem vergangen sind, hat sich eine politische und militärische Krise entwickelt, die massive Auswirkungen auf die gesamte Bevölkerung hat. „Was derzeit in der Zentralafrikanischen Republik passiert, ist absolut schockierend. Wir sind es gewohnt, in einem gewalttätigen Umfeld zu arbeiten; doch dieses Ausmass der Gewalt haben auch unsere erfahrensten Mitarbeiter nur selten erlebt“, sagt Marie-Noëlle Rodrigue, Leiterin der Einsätze von MSF, die gerade aus der Zentralafrikanischen Republik zurückgekehrt ist.
In den vergangenen Monaten wurden Muslime, die eine Minderheit darstellen, gezwungen, in grossen Zahlen in die Nachbarländer zu fliehen. Sie sind derzeit die grössten Leidtragenden des Konflikts; doch sie sind nicht die einzigen, denn niemand bleibt von der Gewalt verschont. Obwohl sich die Lage ständig weiter verschlechtert, wird zu wenig unternommen, um den Menschen zu helfen. MSF wird die Aktivitäten deshalb noch weiter aufstocken. Die Arbeit in der Zentralafrikanischen Republik gehört für die Hilfsorganisation derzeit zu den Prioritäten.
„Schon vor dem Staatsstreich war die gesundheitliche Situation sehr schlecht, doch in den vergangenen zwölf Monaten hat sich die Lage noch weiter verschlimmert. Wir wissen, dass diese Krise noch einige Zeit anhalten wird. Dennoch sind immer noch nicht genügend von uns vor Ort, um den Menschen zu helfen“, betont Marie-Noëlle Rodrigue.
Seit der Eskalation der Gewalt im vergangenen Dezember hat MSF 4’000 Verletzte behandelt. Mehr als 2’200 Mitarbeiter arbeiten in den sechzehn Hilfsprogrammen, die MSF im gesamten Land betreibt. Die Organisation hat auch Nothilfeteams in den Tschad, nach Kamerun und in die Demokratische Republik Kongo entsandt, um den knapp 300’000 zentralafrikanischen Flüchtlinge Hilfe zu leisten.

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