Update Syrien: Kaum Hoffnung für Kinder in Ost-Aleppo

Le Centre de Trauma M10 soutenu par MSF, gravement endommagé lors de bombardements le 28 septembre à Alep.

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In den letzten drei Wochen wurden bei syrischen und russischen Luftangriffen mindestens 321 Kinder verletzt. Die Behörden fürchten einen Anstieg von Krankheiten, die durch Wasser übertragen werden. Medizinisches Material konnte noch immer nicht in die belagerte Stadt geliefert werden.

Die rücksichtslosen Bombardierungen durch syrische und russische Truppen fordern ihren Tribut bei den Kindern von Ost-Aleppo. Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) berichtet dass allein in den letzten drei Wochen infolge der Luftangriffe mindestens 320 Kinder verletzt wurden und 114 gestorben sind. Ausserdem konnten die Kinder die grundlegendsten Impfungen nicht erhalten; durch Wasser übertragene Krankheiten nehmen zu.

Zivile Einrichtungen unter Beschuss

Laut der Direktion für Gesundheit wurden seit der Wiederaufnahme der Luftangriffe am 23. September nach einer kurzen Waffenruhe durchschnittlich 17 Kinder pro Tag verletzt. In dieser Zahl sind allerdings die Opfer der letzten zwei Tage, in denen die Bombardierungen zugenommen haben, noch nicht berücksichtigt. Zwischen dem Beginn des Syrien-Krieges 2011 und April dieses Jahres hat die Direktion für Gesundheit 5‘200 getötete Kinder verzeichnet.
„Die internationale Gemeinschaft ist mittlerweile gegen die Bilder von toten Kindern, die aus Trümmern von Gebäuden herausgeholt werden, immun. Dies ist alltäglich geworden. Alle zivilen Bereiche werden getroffen; Schulen werden zerstört. Die Realität ist, dass Kinder täglich in dieser „Todeszone“ sterben“ erklärt Carlos Francisco, Einsatzleiter von MSF für Syrien.
Spitäler berichten, dass manche Patienten und Patientinnen mit leicht behandelbaren Verletzungen aufgrund des schwierigen Zugangs zu medizinischen Einrichtungen Komplikationen entwickeln oder spät ins Spital kommen, was tödlich sein kann. Kinder sind besonders gefährdet.

Pädiatrische Dienste sind eingeschränkt

“Viele Kinder haben ihre Eltern als Folge der Luftangriffe und der Belagerung von Ost-Aleppo verloren. Manche wurden schwer verletzt und werden ihr Leben lang behindert sein. Manche haben ein Trauma erlitten. Was wir heute sehen, wird sie für Jahre prägen“, sagt Pablo Marco, Einsatzleiter von MSF für den Mittleren Osten. Kinder sind nicht nur durch die Luftangriffe in Todesgefahr, sondern auch durch die fehlende oder mangelnde Gesundheitsversorgung.
„Früher wurden in Ost-Aleppo Polioimpfkampagnen von Tür zu Tür oder ausgiebige Programme zur Immunisierung durchgeführt. Heute ist das nicht mehr möglich, weil keine Impfstoffe und logistisches Material in die Region geliefert werden können“, berichtet Dr. Hassan Nerabani von der Direktion für Gesundheit in Aleppo. „Die Zahl der medizinischen Teams, die in Ost-Aleppo arbeiten, reicht zudem nicht aus. Sie sind überfordert mit der enormen Zahl Kriegsverwunderter und ihre Priorität ist es, Leben zu retten. Gesundheitsprogramme für Kinder sind daher eingestellt.“

7 Schulen von den Anschlägen getroffen

Sauberes Wasser wird knapper und die Spitäler in Ost-Aleppo berichten, dass die Kinder unter Dehydrierung und Durchfall leiden. Manche Wasserpumpen wurden bei
Luftangriffen getroffen, für andere wird der benötigte Treibstoff knapp. „Wir sehen aufgrund des Mangels an sauberem Trinkwasser viele Kinder mit Hepatitis A“, sagt Dr. Nerabani.
Auch die Ausbildung hat während der Belagerung gelitten. Seit der Schulbetrieb im September wiederaufgenommen wurde, sind mindestens sieben der 100 noch verbliebenen Schulen in Ost-Aleppo von Bomben getroffen wurden, eine davon sogar zwei Mal. Dabei wurde laut Daten der lokalen Behörden ein Lehrer getötet. „Die Familien haben Angst, ihre Kinder in die Schule zu schicken“, so Mohammed Bakir vom Lehrerkomitee von Ost-Aleppo.
„Alle Konfliktparteien müssen den sicheren und freien Zugang für humanitäre Organisationen zulassen sowie die zeitgerechte Evakuierung für Schwerkranke und –verletzte in andere Regionen, wo sie Zugang zu spezialisierter medizinischer Behandlung haben und sicher sind“, betont Marco.
MSF unterstützt alle acht verbliebenen Spitäler in Ost-Aleppo. Landesweit unterstützt die Hilfsorganisation mehr als 150 Gesundheitszentren und Kliniken. Im Norden Syriens betreibt MSF selbst sechs medizinische Einrichtungen.

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