Menschenunwürdige Bedingungen für Migranten in griechischen Auffanglagern

Un coordinateur MSF visite les cellules d'un poste de police à Tychero dans la région d'Evros - Décembre 2010

3 Min.

Seit Dezember 2010 leistet MSF medizinische Hilfe für Hunderte Asylsuchende in drei Polizeigrenzstationen sowie in einem Auffanglager in der Region Evros im Norden Griechenlands.

„Die griechische Regierung muss dringend die Lebensbedingungen und die sanitären Zustände in den Grenzstationen und den Auffanglagern für Migranten und Asylsuchende in der Region Evros verbessern“, fordert MSF. Die Situation in den Einrichtungen ist alarmierend. Täglich sind Männer, Frauen, Kinder, auch Schwangere und unbegleitete Minderjährige grausamen und unmenschlichen Lebensbedingungen ausgesetzt, die schwerwiegende Auswirkungen auf deren körperliche und seelische Gesundheit haben.

In den vergangenen zwei Monaten haben MSF-Teams den Migranten und Asylsuchenden in drei Polizeigrenzstationen sowie in einem Auffanglager in der Region Evros im Norden Griechenlands Hilfe geleistet. Sie sind Zeugen einer unerträglichen und menschenunwürdigen Situation.

„Kein menschliches Wesen sollte so einer Behandlung ausgesetzt sein“ erklärt Ioanna Pertsinidou, Nothilfe-Koordinatorin von MSF. „Wir sehen Menschen, die gezwungen sind, Wochen oder sogar Monate in extrem überfüllten und schmutzigen Zellen zu verbringen, ohne das Recht, hinaus in den Hof zu gehen. Es sind dort so viele Menschen untergebracht, dass sie nicht einmal Platz haben, um sich hinzulegen. Die Heizung funktioniert oft nicht und die Insassen frieren bei Temperaturen, die derzeit häufig unter Null Grad sinken. In einem der Auffanglager sind die Toiletten immer wieder so desolat, dass sich Exkremente im Bereich der Zellen häufen, wo die Menschen leben und schlafen.“

Schwerwiegende gesundheitliche Folgen

Diese Zustände haben gravierende Auswirkungen auf die körperliche und seelische Gesundheit der Betroffenen. In den Polizeistationen in Soufli und Tychero haben Ärzte von MSF über 850 Personen behandelt. Die meisten von ihnen leiden aufgrund der miserablen Lebensbedingungen unter Atemwegs- und Magen-Darmerkrankungen sowie Hautkrankheiten. Temperaturen unter Null verschlimmern die Lage zusätzlich. In den vergangenen Wochen sind einige Menschen beim Versuch die Grenze zu überqueren infolge der Kälte gestorben. Andere haben Evros in besorgniserregendem Zustand erreicht. In der ersten Woche des Jahres haben die MSF-Teams fünfzehn Neuankömmlinge behandelt, die unter Erfrierungen litten, vier davon waren in sehr ernstem Zustand.

MSF sieht dringenden Handlungsbedarf und fordert von den griechischen Behörden, auf die medizinischen und humanitären Bedürfnisse der Migranten und Asylsuchenden in Evros zu reagieren. „Die humanitäre Lage, die wir derzeit erleben, ruft bei uns grosse Sorge hervor. Die griechische Regierung muss sofort und koordiniert reagieren und die Aufnahmebedingungen an der Grenze sowie die Lebensbedingungen in den Auffanglagern verbessern“, erklärt Pertsinidou.

Verstärkung der Grenzkontrollen

Massnahmen zur Verstärkung der Grenzkontrollen, wie der Bau eines Zaunes entlang der Grenze und der Einsatz von FRONTEX-Teams, sollten nicht als gangbare Reaktion erachtet werden. Migranten und Asylsuchende, die vor Konflikt und Gewalt, Entbehrung oder Menschenrechtsverletzungen fliehen, werden weiterhin versuchen nach Europa zu gelangen. Restriktive Massnahmen werden sie nur dazu zwingen, ihr Leben auf längeren, noch gefährlicheren Reisen zu riskieren und machen sie zu einer leichten Beute für Menschenhändler und Schmuggler-Netzwerke. Die immer restriktivere Asyl- und Migrationspolitik der Europäischen Union bringt das Leben und die Gesundheit der Migranten und Asylsuchenden in Gefahr, insbesondere von besonders verwundbaren Gruppen wie Frauen, Kindern oder Minderjährigen ohne Begleitung.

MSF leistet seit 2008 medizinische und psychologische Hilfe für Migranten und Asylsuchende in Griechenland. Seit Anfang Dezember 2010 bieten MSF-Teams in den Polizeigrenzstationen von Tychero, Soufli und Feres sowie im Auffanglager in Filakio medizinische Behandlung an und versuchen die Lebensbedingungen der Betroffenen zu verbessern. MSF hat bisher mehr als 850 Patienten behandelt, 15 Patienten an lokale Spitäler überwiesen sowie 3’500 Schlafsäcke und 2’500 Hygiene-Kits verteilt.

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