Massive Cholera-Epidemie in der Demokratischen Republik Kongo

Dans de nombreux cas, le choléra affecte de manière dévastatrice les enfants de moins de cinq ans.

Demokratische Republik Kongo5 Min.

MSF behandelt landesweit mehr als 18‘000 an Cholera erkrankte Menschen.

Aline Kendo weiss, welche Vorsichtsmassnahmen sie zu Hause treffen muss, um ihren fünfjährigen Sohn Aristide vor einer Cholera-Infektion zu schützen. «Wir behandeln zu Hause unser Wasser, aber die Kinder spielen am See, vielleicht trinken sie daraus. Sie teilen ihr Essen. Wenn es auf der Strasse gekauft wurde, ist es möglicherweise nicht unter hygienischen Bedingungen zubereitet worden. Obst, das sie finden, essen sie einfach… Es gibt viele Möglichkeiten, wie mein Sohn hätte krank werden können», erzählt sie. Aline, 22, kannte alle relevanten Fakten, um ihren Sohn vor einer Infektion mit Cholera zu schützen: Man muss sich die Hände waschen, die Toilette sauber halten, das Wasser vor dem Trinken behandeln, Obst und Gemüse waschen – aber trotz allem wurde Aristide krank.


Aline brachte ihren Sohn direkt in das Cholera-Behandlungszentrum von Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) in Minova. In diesem Zentrum in der östlichen Provinz Südkivu behandelt MSF Cholera-Patienten kostenlos. Auf dem Höhepunkt des Ausbruchs vor ein paar Wochen wurden dort täglich 50 bis 55 neue Patienten aufgenommen. Aline lebt in Budondo, in der Nähe des Kivusees, der auch die potenziell tödliche Krankheit mit sich bringt.

Gewisse Städte sind zum ersten Mal betroffen

Cholera ist in der Demokratischen Republik Kongo weit verbreitet. MSF hat in diesem Jahr bereits mehr als 18‘000 Patienten behandelt, 38‘000 wurden landesweit registriert. Es ist zu erwarten, dass es viele Wochen dauern wird, um die Epidemie einzudämmen. Während in einigen Landesteilen die Patientenzahlen rückläufig sind oder stagnieren, tritt die Cholera erstmals auch in Städten auf, in denen zuvor noch nie Fälle registriert wurden. Die andauernde Ausbreitung der Cholera in 21 von 26 Provinzen ist beispiellos in der Geschichte des Landes.

Mangel an sauberem Wasser trägt zur Ausbreitung bei

«Einer der Hauptgründe, warum die Cholera-Fälle in diesem Jahr so stark angestiegen sind, ist die Dürre», erklärt Francisco Otero, MSF-Landeskoordinator in der DR Kongo. «Die Bohrlöcher sind ausgetrocknet oder der Wasserstand so niedrig, dass viele Menschen gezwungen waren, Wasser aus unsicheren Quellen wie Seen oder Flüssen zu nehmen. Die Behörden sind nicht in der Lage, der Bevölkerung sauberes Trinkwasser zur Verfügung zu stellen. Bei einem Cholera-Ausbruch braucht es nicht nur medizinische Betreuung, man muss der Bevölkerung auch ausreichend Wasser und sanitäre Einrichtungen zur Verfügung zu stellen. Bis das passiert, wird Cholera eine Bedrohung bleiben.»
Ein weiterer Grund für die schnelle Ausbreitung der Krankheit: Diesmal sind dicht besiedelte Städte betroffen. Goma, die ebenfalls am Kivusee gelegene Hauptstadt von Nordkivu, ist ebenso betroffen wie die Städte Minova und Bukavu, die Hauptstadt von Südkivu. In allen diesen Städten sind Teams von MSF im Einsatz.

Kinder sind besonders betroffen

Häufig trifft die Cholera ausgerechnet Kleinkinder, aber in den vergangenen Tagen wurden auch immer öfter ältere Kinder in die Behandlungszentren gebracht. «Wir glauben, dass der Schulbeginn zur Verbreitung der Cholera beigetragen hat», erklärt Innocent Kunywana, Einsatzleiter von MSF in Südkivu. «Jetzt infizieren sich mehr Kinder über sechs Jahren als vor einem Monat. Das könnte damit zusammenhängen, dass Kinder auf dem Schulweg mit kontaminiertem Wasser oder Lebensmitteln in Berührung kommen.» Das war wohl der Fall bei Jacqueline Niganda. Ihr 10-jähriger Sohn Awezaye erkrankte an heftigem Durchfall. Sie erzählt, er müsse mehr als seine Stunde zur Schule laufen: «Da kann ich nicht kontrollieren, was er tut, isst oder trinkt.» 

Ein weiterer Grund für die Verbreitung der Cholera sind ungenügende Präventionsmassnahmen und eine zu geringe Information der Bevölkerung. Die Cholera ist in mehreren Provinzen der DR Kongo endemisch, und sporadische Ausbrüche sind häufig. Trotzdem wissen Mitarbeiter des Gesundheitswesens manchmal nicht, wie man Cholera richtig behandelt. «Wir waren in Spitälern, in denen Cholerapatienten gemeinsam mit anderen Patienten untergebracht waren», so Kunywana. «Oder die Betten hatten keine Löcher, durch die die Ausscheidungen der Patienten abfliessen können – denn Patienten können bis zu zehn Liter Flüssigkeit durch Erbrechen und Durchfall verlieren. Deshalb war die Infektionsgefahr für Angehörige und andere Patienten sehr hoch.»
«Laut der Vorschriften des Gesundheitsministeriums sollte die Behandlung der Cholera kostenlos sein», ergänzt Otero. «Aber manchmal sind die Spitäler dafür nicht ausgestattet. Sie müssen das Bedarfsmaterial und die Medikamente selbst kaufen und die Kosten irgendwie wieder hereinholen. Deshalb stellen sie sie oft den Patienten in Rechnung.»

Trotz höchster Alarmstufe: Südkivu wird vernachlässigt

Die beiden Provinzen Nord- und Südkivu sind seit mehr als zwanzig Jahren Schauplatz eines Konflikts mit zahlreichen bewaffneten Gruppen. Dennoch sind immer weniger Nichtregierungsorganisationen und internationale Hilfswerke vor Ort, die auf medizinische Notsituationen wie diesen Choleraausbruch reagieren können. «Besonders Südkivu wird immer stärker vernachlässigt, trotz der gewaltigen Not, der Gewalt und der ständigen Vertreibungen», sagt Otero. «Das zeigte sich bereits bei der Masernepidemie dieses Jahr, aber auch bei der Hilfe für Vertriebene im Allgemeinen – und nun beobachten wir erneut dasselbe. Solche Ausbrüche werden sich wiederholen und verschlimmern, wenn sich nichts ändert. Die Vereinten Nationen haben den humanitären Notstand in der Provinz auf das höchste Niveau 3 eingestuft. Es wird sich zeigen, ob sich das bei der Hilfe vor Ort niederschlägt.»