Malaria in Zentralafrika: „Es tut mir weh, meine Kinder so leiden zu sehen.”

Corine et ses deux filles, Ketura et Océane, à la clinique MSF.

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Die Zunahme der Malaria-Fälle verdeutlicht die chronische Gesundheitskrise in der zentralafrikanischen Republik. Die Krise wurde durch den anhaltenden Konflikt und die herrschende Gewalt im Land weiter verschärft.

Die neunjährige Ketura liegt auf einer mit Plastik abgedeckten Matratze. Ihre Augen sind halb geöffnet, ihr Atem geht schnell. Ihre Mutter hat ihre Kleidung in kaltes Wasser getaucht, um die Temperatur der jungen Patientin von fast 41°C zu senken. Ketura ist nun seit mehr als einer Woche krank und alle Symptome weisen auf eine schwere Malaria hin. Ein Mitarbeiter von Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) überprüft alle 30 Minuten ihre Temperatur, die Malaria-Behandlung wurde bereits begonnen und sie hat weitere Medikamente zur Fiebersenkung erhalten.
Auf dem Bett neben Ketura liegt auch ihre kleine Schwester Océane, die ebenfalls Malaria hat, doch ihre Temperatur ist nicht so hoch. Vier andere Kinder liegen in der Nähe. In diesen kleinen Raum in der Klinik von MSF in der Gegend PK5 in der zentralafrikanischen Hauptstadt Bangui kommen alle Kinder, die zu schwach sind, um nach Hause zu gehen. Nachdem sie von einer Pflegekraft von MSF untersucht und eine Malaria-Behandlung erhalten haben, bleiben sie hier unter Beobachtung.

Malaria-Hochsaison während der Regenzeit

Mit der aktuellen Regenzeit in der Zentralafrikanischen Republik erreicht auch die Zahl der Malaria-Patienten ihren Höhepunkt. Malaria ist die häufigste Todesursache bei Kindern in diesem Land, das derzeit eine schwere Krise – speziell im Gesundheitsbereich – durchläuft.
„Auch wenn die Kinder unter einem Moskitonetz schlafen, ist es nicht möglich, Malaria zu vermeiden“, so Corine, die Mutter von Ketura und Océane. „Während der Malaria-Saison hat immer mindestens eines meiner Kinder Malaria. Es tut mir weh, meine Kinder so leiden sehen zu müssen.“
An diesem Samstagmorgen bringen viele andere besorgte Eltern ihre Kinder in die Klinik. Sie schauen schweigend zu, während das Team von MSF bei jedem Kind einen Schnelltest durchführt um festzustellen, ob sie tatsächlich Malaria haben. Die Kinder mit einer bestätigten Diagnose werden dann gewogen, um die richtige Dosis der benötigten Medizin zu berechnen. Eine Pflegefachkraft untersucht die kleinen Patienten auch auf andere Erkrankungen wie Atemwegsinfektionen, die bei den Kindern in der Zentralafrikanischen Republik sehr häufig vorkommen.

Eingeschränkter Zugang zu medizinischer Hilfe

„Normalerweise würde es mich 5‘000 CFA (rund 10 CHF) kosten, um eine Malaria-Behandlung für eines meiner Kinder zu bekommen. Dieses Geld habe ich nicht – besonders nicht, wenn die Kinder immer wieder krank werden. Ich bin nun schon zum vierten Mal in der Klinik von MSF“, so Corine. Sie hat noch drei weitere Kinder, die zu Hause auf sie warten.
Weil sie in der Hauptstadt Bangui leben, können diese Familien kostenlose Behandlungen in Anspruch nehmen. Allein in der vergangenen Woche wurden 800 Kinder behandelt. Ausserhalb der Hauptstadt ist medizinische Versorgung nur schwer erhältlich. Die MSF-Mitarbeiter vor Ort sind manchmal die einzigen, die qualitativ hochwertige medizinische Versorgung kostenlos anbieten können. Sie behandeln derzeit tausende Kinder pro Monat, von denen ansonsten viele einem tödlichen Risiko ausgesetzt wären.

Rechtzeitige Behandlung ist entscheidend

„Für Kinder unter fünf Jahren ist es besonders wichtig, rechtzeitig eine Behandlung zu erhalten, da sie noch keine Antikörper entwickelt haben“, erklärt Dr. Papy Nimbata, der sich um schwer erkrankte Kinder kümmert, die in der Klinik von MSF im Gebiet PK5 aufgenommen werden.
Während des Gesprächs untersucht er gerade einen elfjährigen Buben namens Julio, der bereits 40,8°Grad Fieber hat. Julio leidet nicht nur unter schwerer Malaria, sondern auch unter einer Lungenentzündung und an Blutarmut. Er ist extrem dünn und wiegt nur 23 Kilo. Seine Mutter erklärt, dass die Familie kaum Geld hat und sechs Kinder ernähren muss. Meistens essen sie nur einmal täglich.
Julio, Ketura und Océane werden alle entlassen, sobald ihre Temperatur sinkt, und mit den benötigten Medikamenten nach Hause geschickt – diese Kinder und ihre Eltern haben Glück gehabt. Doch derzeit ist kein Ende der Krise des Landes und seines desolaten Gesundheitssystems in Sicht.
MSF ist seit 1997 in der Zentralafrikanischen Republik tätig – derzeit arbeiten rund 300 internationale und mehr als 2‘000 lokale Mitarbeiter im Land. Seit Dezember 2013 hat MSF angesichts der anhaltenden Krise die medizinischen Aktivitäten ausgeweitet. Die Anzahl der Hilfsprojekte ist von zehn auf 21 gestiegen, ausserdem führt die Organisation sechs zusätzliche Nothilfeprojekte für zentralafrikanische Flüchtlinge in benachbarten Ländern wie dem Tschad, Kamerun und der Demokratischen Republik Kongo durch.

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