Irak/Syrien: MSF leistet Hilfe für Vertriebene aus Sindschar

Depuis le 3 août, quelque 200 000 personnes ont fui leurs maisons.

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MSF betreibt mobile Kliniken und Gesundheitsposten in Lagern, um den Vertriebenen aus Sindschar nach ihrer beschwerlichen Flucht medizinische Hilfe zu bieten.

Elf Tage nachdem Milizen der Gruppierung Islamischer Staat (IS) den Distrikt Sindschar im irakischen Gouvernement Ninawa gestürmt haben, strömen weiterhin täglich tausende erschöpfte Menschen nach Syrien. Sie suchen Zuflucht in der nördlichen Grenzregion zwischen Syrien und Irak, die als relativ sicher gilt.
Teams der internationalen medizinischen Hilfsorganisation Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF), die auf beiden Seiten der Grenze arbeiten, kümmern sich um die dringendsten medizinischen Bedürfnisse der geflohenen Menschen. Dazu führen sie mobile Kliniken und errichten Gesundheitsposten in Transitlagern und in Lagern für interne Vertriebene.

Temperaturen über 50 Grad

Schätzungen zufolge haben seit dem 3. August gegen 200'000 Menschen die Flucht ergriffen. Bei Temperaturen von 50 Grad oder mehr haben tausende Menschen einen siebenstündigen Fussmarsch durch Gebirge auf sich genommen, um Syrien zu erreichen. Anschliessend folgt eine holprige Reise an Bord von LKWs, die sie nordwärts zum nächsten Grenzübergang in den Irak bringen. Viele andere aber sitzen im Sindschar-Gebirge fest, aus Angst vor der Gewalt der IS-Truppen, die das Gebiet umstellen.
«Mit der Hilfe von lokalen Hilfsorganisationen konnten wir bis jetzt über 20 Tonnen Nahrungsmittel und 60’000 Liter Trinkwasser an drei Stellen entlang des Grenzübergangs verteilen», erklärt Dr. Gustavo Fernandez, Programmverantwortlicher von MSF. «Es gelang uns zudem, zu Menschen zu gelangen, die immer noch im Sindschar-Gebirge ausharren. Nun suchen wir nach Möglichkeiten, um medizinisches Material dorthin zu transportieren.»

Äusserste Erschöpfung

MSF betreibt ausserdem zwei Gesundheitsposten in einem Lager neben der Grenze, wo sich bereits mehr als 10’000 Personen versammelt haben. Die Organisation leistet Erste Hilfe und gibt Wasser ab; Menschen die weiterführende Behandlungen benötigen, werden in ein örtliches Spital überwiesen, wo ein MSF-Team chirurgische, geburtshilfliche und pädiatrische Versorgung anbietet. Dazu sind drei Ambulanzen rund um die Uhr auf Bereitschaft, die verletzte oder schwer kranke Patienten in das Spital transportieren.
Seit dieser jüngsten Massenflucht haben die MSF-Teams gegen 1'000 Iraker medizinisch betreut und rehydriert; bei 147 Kriegsverletzten war ein chirurgischer Eingriff nötig. «Wir beobachten bei diesen Menschen sämtliche Anzeichen von äusserster Erschöpfung », berichtet Fernandez. «Sie sind müde, haben Hunger und Durst. Viele sind traumatisiert und brechen bei ihrer Ankunft im Lager in Tränen aus.»

Kein Zugang zu eingeschlossenen Menschen

Seit dem Ausbruch der Gewalt haben mehr als 60'000 Vertriebene Syrien durchquert, um in das irakische Gebiet unter kurdischer Kontrolle, das noch als sicher gilt, zu gelangen. Sie nehmen diese lange und beschwerliche Reise auf sich, um in ihr Land zurückzukehren und wieder mit ihrer Familie vereint zu sein – doch nicht alle erreichen ihr Ziel.
«Mindestens sechs Personen sind in den vergangenen drei Tagen unterwegs an Flüssigkeitsmangel oder Erschöpfung gestorben. Laut Berichten sind viele weitere in den belagerten Gebieten von Sindschar gestorben», sagt Fernandez. «Die zunehmend prekäre Lage im ganzen Land verunmöglicht den Zugang zu Menschen, die in Konfliktgebieten eingeschlossen sind.»
Wegen der sich verschlechternden Sicherheitslage war MSF kürzlich gezwungen, die medizinischen Tätigkeiten in Tikrit, im Nordosten des Irak, zu unterbrechen und konnte die mobilen Kliniken zwischen Erbil und Mosul nicht mehr weiterführen. Um den Vertriebenen trotzdem medizinische Hilfe anbieten zu können, betreibt die Organisation nun seit Kurzem eine mobile Klinik im Lager Baharka, nördlich der Stadt Erbil. Mehr als 1'000 Menschen haben sich dort niedergelassen, die Zahl steigt ständig.

1,2 Millionen Vertriebene im Irak

Schon vor der jüngsten Vertreibungswelle lebten in der kurdischen Region über 350'000 intern Vertriebene sowie 230'000 syrische Flüchtlinge. Die Zahl der Vertriebenen im Irak wird auf insgesamt 1,2 Millionen geschätzt, einschliesslich von rund 500'000 Menschen, die im Zuge des Konflikts in Anbar vertrieben wurden. Die Mehrheit von Letzteren sind immer noch in der Provinz Anbar, wo es ihnen an medizinischer Versorgung und auch sonst am Nötigsten fehlt. In der Stadt Heet der Provinz Anbar, wo 80'000 Vertriebene Zuflucht gefunden haben, leistet MSF medizinische Hilfe und unterstützt ein Spital mit Personal.
Trotz des anhaltenden Konflikts im Irak, der die Arbeit der humanitären Organisationen vor Ort stark erschwert, bemüht sich MSF, den Irakern medizinische Hilfe zu leisten. Die Organisation ist seit 2006 im Land tätig. Sie akzeptiert keinerlei Mittel von Regierungen, religiösen Institutionen oder internationalen Agenturen an und finanziert ihre Projekte im Irak ausschliesslich aus privaten Spenden aus der ganzen Welt. Derzeit sind im Irak über 300 Mitarbeiter im Einsatz.

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