DR Kongo: Auf die Masern folgen Mangelernährung und Malaria

« La malnutrition ne fait pas que ralentir la croissance, elle affaiblit les défenses immunitaires contre les maladies les plus courantes. »

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Nach dem heftigen Masernausbruch sind die Kinder nun von Mangelernährung und Malaria gefährdet. MSF setzt deshalb die Arbeit in dieser Region fort.

Die Masernepidemie in der Provinz Tanganjika lässt allmählich nach, doch nun erweisen sich Malaria und Mangelernährung als eine oft tödliche Kombination für die Kinder. Angesichts dieser Situation setzt Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) in Zusammenarbeit mit dem kongolesischen Gesundheitsministerium die medizinische Hilfe im Gesundheitsbezirk Manono fort, um die Behandlung von schwerer akuter Mangelernährung sowie eine kinderärztliche Notfallversorgung sicherzustellen. In Kabalo wird zudem ein ähnliches Projekt gestartet.

«In einer Region, wo es ständig an Mitteln fehlt, um schwere akute Mangelernährung zu bekämpfen, wäre es nicht vertretbar, nach der Masernepidemie die Kinder einfach ihrem Schicksal zu überlassen, erst recht nicht diejenigen, welche erst kürzlich die Masern überlebt haben», erklärt MSF-Nothilfekoordinator Narcisse Wega. In den vergangenen Monaten waren mehr als die Hälfte der 2'625 Kinder, die in den ambulanten therapeutischen Ernährungszentren des Gesundheitsbezirks Manono medizinisch versorgt werden, an Masern erkrankt.
«Die Masern haben die ohnehin prekäre Ernährungslage weiter destabilisiert, wobei lokal sehr unterschiedliche Faktoren zu verzeichnen waren: Einbruch der Erzpreise um 50 Prozent in einigen vollständig vom Bergbau abhängigen Gebieten, Isolierung bestimmter Dörfer wegen ihrer ethnischen Zusammensetzung, wenig abwechslungsreiche, oft ausschliesslich aus Maniok bestehende Ernährung, Ersatz der traditionellen Muttermilch durch andere Nahrungsmittel und so weiter», fährt Dr. Wega fort.

Motorräder und Boote bringen schwer kranke Kinder ins Spital

Im Gesundheitsbezirk Manono unterstützt die Organisation 27 Gesundheitszentren mit Medikamenten und Malariadiagnosetests. MSF hat zudem in 15 extrem abgelegenen und schwer zugänglichen Gesundheitsbezirken ambulante therapeutische Ernährungszentren eröffnet. Derzeit wird auch ein System erarbeitet, um die Versorgung der übrigen Gesundheitsbezirke sicherzustellen. Ausserdem finden in den Dörfern Informationsveranstaltungen statt und in lokalen Anlaufstellen werden Vorsorgeuntersuchungen durchgeführt.
In den abgelegenen Dörfern sind Motorräder und Boote im Einsatz, damit Kinder in ernstem Gesundheitszustand umgehend ins Spital gebracht werden können. «Funktionierende, kostenlose Transporte sind unerlässlich, damit medizinische Notfälle das Spital erreichen können», erklärt Dr. Wega.

Sechs zusätzliche Zelte für pädiatrische Notfälle

Im Hof des Spitals von Manono hat MSF sechs Zelte aufgestellt, in denen die Teams pädiatrische Notfälle behandeln. Bei etwa 80 Prozent der Erkrankungen handelt es sich um Malaria, meist begleitet von schwerer Anämie. In solchen Fällen ist eine Bluttransfusion erforderlich. Die Intensivstation läuft auf vollen Touren: Seit dem 19. Januar 2016 wurden hier 1'500 Patienten behandelt.
Das therapeutische Ernährungszentrum im Spital umfasst fünfzig weitere Betten. «Ein mangelernährtes Kind ist verschiedenen Risiken ausgesetzt. Mangelernährung verlangsamt nicht nur das Wachstum, sondern schwächt auch die Immunabwehr gegen häufig auftretende Krankheiten. Je jünger die Kinder sind, umso stärker sind sie davon betroffen», erläutert Dr. Freddy, der diese Einheit leitet. Die erste Behandlungsphase im Spital besteht darin, ihren Körper wieder an den Verdauungsprozess zu gewöhnen und zugleich die medizinischen Komplikationen zu behandeln. In einer zweiten Phase erhalten die Kinder therapeutische Nahrung, damit sie wieder zu Kräften kommen. Diese Versorgung findet ambulant statt.
MSF bereitet sich nun auf die Eröffnung eines vergleichbaren Projekts in Kabalo vor, wo die Ernährungslage ebenfalls Anlass zur Sorge bietet.

Eine Million Kinder geimpft

Die Gesundheitssituation in der Provinz Tanganjika bleibt weiterhin prekär. Der Zugang zu medizinischer Versorgung ist stark eingeschränkt und das Gesundheitssystem häufig nicht in der Lage, auf Notfälle, wie beispielsweise dieses Jahr die Masern oder eine auf die Masern folgende Gesundheitskrise, zu reagieren. Innerhalb weniger Monate haben die MSF-Teams rund eine Million Kinder zwischen sechs Monaten und fünfzehn Jahren geimpft und 30'000 an Masern erkrankte Kinder behandelt. Im Bereich der akuten Mangelernährung hat MSF heuer sowohl mit einem Mangel an Akteuren als auch mit fehlenden Mitteln zu kämpfen.
Weitere MSF-Teams unterstützen das Gesundheitssystem in den Regionen Kalemie, Shamwana, Kinkondja und Nyunzu bei der Prävention und Behandlung der häufigsten Krankheiten wie Malaria, Mangelernährung und Cholera.

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